Arte-Dokumentation:Werden wir zu Supermenschen?

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Auch Themen abseits der Biologie - wie etwa künstliche Intelligenz - interessieren den Filmemacher Tom Theunissen in seiner Dokumentation (Foto: SWR)

Die moderne Medizin erhöht die Überlebenschancen des Menschen. Aber was bedeutet das für die Evolution? Die Arte-Dokumentation "Der Mensch von morgen" fragt nach der Zukunft unserer Spezies.

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Auch fast 160 Jahre nach Darwins "Entstehung der Arten" gibt es Menschen, die an der Evolution zweifeln - oder daran, dass die Erde rund ist. Von wissenschaftlichen Erkenntnissen überzeugte Menschen dagegen fragen sich: Wie geht die Evolution weiter? Findet sie beim Menschen überhaupt noch statt? Oder sind wir das Endprodukt? Die moderne Medizin ermöglicht viel höhere Überlebenschancen. Viele einst tödliche Krankheiten sind heilbar und die Lebenserwartung steigt von Tag zu Tag. Somit können auch an ihre Umwelt weniger angepasste Menschen ihr Erbgut weitergeben: Die natürliche Auswahl, die Darwin beschrieben hat, findet also nicht mehr statt - oder?

Auf diese Fragen sucht der Journalist und Filmemacher Tom Theunissen in seiner Dokumentation Der Mensch von morgen - Ein evolutionärer Reisebereicht auf Arte Antworten. Gleich zu Beginn stellt der Film klar: Auch wenn wir eine große Kontrolle über unsere Umwelt haben, können wir die Evolution nicht stoppen. "Die Grundprinzipien der Evolution sind steingemeißelt, die verändern sich nicht", erklärt Claus Wedekind, Evolutionsbiologe und einer der Interviewpartner Theunissens - es sind lediglich andere Selektionskräfte, die heute auf uns wirken, als noch vor 500 Jahren.

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Wir entwickeln uns also ständig, wenn auch nur langsam, weiter. "Werden wir Einheitstypen? Supermenschen? Unsterblich - oder wenigstens fast?", fragt der Filmemacher, der mit seinen humorvollen und teils zynischen Kommentaren den ganzen Film begleitet. Dass es ihm an Humor nicht fehlt, bewies er schon früher. Zusammen mit Olli Dittrich machte er den Dokumentarfilm Schorsch Aigner - Der Mann, der Beckenbauer war über den fiktiven Doppelgänger des "Kaisers". Man kennt ihn überwiegend aus Sportdokumentationen, er gehört zum festen Autorenteam des WDR-Hintergrundmagazins Sport inside.

Diesmal reist der Reporter an Orte der Wissenschaft. Er spricht mit Biologen, Anthropologen, Medizinern, Unternehmern, Informatikern - und erhält interessante Antworten und auch Spekulationen, wie unsere Evolution weitergehen könnte. Fakt ist, dass wir sterblich bleiben müssen, erklärt Evolutionsmedizinerin Luzie Verbeek. Denn eine unsterbliche Art müsste und könnte sich nicht verbessern.

Aufgebaut ist der Film wie ein langer mäandernder Gedankengang. Jede Antwort führt zu neuen Fragen Theunissens, die er formuliert und die Experten meist leicht verständlich beantworten lässt. So werden auch Themen abseits der Biologie besprochen: Autismus, künstliche Intelligenz oder Kunst und in wie weit diese Phänomene mit der Evolution vereinbar sind. Was in der Zukunft aus uns Menschen wird, kann der Film zwar nicht genau sagen, doch das kann sowieso niemand.

Der Mensch von morgen - ein evolutionärer Reisebericht, Arte, Samstag, 22 Uhr

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