USA:Hausfrauen-Bonus

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In den USA sorgt ein Familienmodell für große Diskussionen: Hausfrauen, die von ihren Ehemännern bezahlt werden.

Die Anthropologin Wednesday Martin lebte mit ihrer Familie sechs Jahre lang auf der Upper East Side, dem reichsten Fleck in New York. Nachdem Frauen auf dem Bürgersteig direkt in sie hineinrannten und mit dominanter Geste so taten, als ob sie gar nicht da wäre, beschloss Martin, sich diese Frauen genauer anzusehen.

Ihre Versuchsobjekte waren alles Mütter kleiner Kinder, die - anstatt eigenes Geld zu verdienen - am Ende eines Jahres eine Art Bonuszahlung von ihren Ehemännern bekommen. "Diese Zahlung ist entweder im Ehevertrag vereinbart oder wird ohne schriftliche Abmachung geleistet", sagt Martin im Gespräch mit der SZ. Der Bonus habe nichts mit den Ausgaben für die Familie zu tun, sondern funktioniere wie eine Art Gehalt für die Frau.

Nach der Veröffentlichung ihres Buches "Die Primaten von der Park Avenue" (erscheint am 17. März auf Deutsch/Berlin Verlag) löste der sogenannte "wife bonus" eine große Debatte in den USA aus. "Immer wenn man über Mutterschaft und Geld spricht, wird es schnell sehr emotional", erklärt Martin. Die Heftigkeit der Diskussion überraschte die Autorin, doch der Bonus an sich nicht. "Ich habe während meiner Arbeit als Anthropologin gelernt, dass Frauen in allen Kulturen, in denen Männer die Ressourcen und den Zugang zu den Ressourcen kontrollieren, Wege finden, für sich und ihre Nachkommen vorzusorgen." Das sei weltweit so, egal ob es dabei um Geld oder Hirse gehe.

Dabei verstehen die Frauen, die einen "wife bonus" bekommen, nicht, was daran falsch sein soll, wenn sie für ihre Arbeit zu Hause bezahlt werden. Der Jahresbonus soll eine Absicherung sein für den Fall der Fälle, also die Scheidung. Martin selbst hat eine solche Zahlung mit ihrem Mann, einem Unternehmer, nicht ausgehandelt. "Ich hätte mich generell sehr unwohl damit gefühlt, kein eigenes Geld zu verdienen."

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:Familienkasse

Die Anthropologin und Autorin Wednesday Martin lebte mit ihrer Familie sechs Jahre auf der Upper East Side in New Yorks Bezirk Manhattan und spricht im Interview über das Phänomen "wife bonus" - Hausfrauen, die von ihren Männern bezahlt werden.

Interview von Susanne Klingner

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