Twitter-Hashtag gegen Diskriminierung:#isjairre, dass psychisch Kranke diskriminiert werden

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Psychisch kranke Menschen fühlen sich oft sowieso schon einsam und unverstanden. Wenn sie von ihrem Umfeld dann noch diskriminiert werden, ziehen sie sich noch mehr zurück. (Foto: Ben Goode)

"Ach, stell dich nicht so an, dir geht es doch gut": Viele Menschen nehmen psychisch Erkrankte nicht ernst. Auf Twitter erzählen Betroffene jetzt von ihren Erlebnissen. #isjairre ist das neue Schlagwort gegen Diskriminierung und erinnert an "#aufschrei" und "#schauhin".

Ein Storify von Caro Lobig

Nicht psychisch Erkrankte sind irre, sondern Menschen, die sie aufgrund ihrer Krankheit diskriminieren. Das wollen die Initiatoren mit dem Hashtag "isjairre", unter dem Betroffene über ihren Alltag mit Depressionen, Burnout und anderen psychischen Störungen sprechen, zeigen. "isjairre" landete gestern nach wenigen Stunden auf Platz zwei der deutschen Trending Topics auf Twitter. Etliche Nutzer teilen unter dem Hashtag Geschichten über ihre Krankheit und die Reaktionen darauf.

Die Debatte erinnert an die Schlagwörter "Aufschrei" und "schauhin", unter denen seit Januar und September über Sexismus und Rassismus im Alltag getwittert wird. Die Entstehung von "isjairre" ähnelt seinen Vorgängern: Initiiert hat das Schlagwort die 21-jährige Hengameh Yaghoobifarah, die selbst von einer psychischen Krankheit betroffen ist. Unter ihrem Nutzernamen @Sassyheng fragte sie am Mittwoch auf Twitter, ob es Bedarf für ein Hashtag zum Thema Diskriminierung von psychisch Erkrankten gebe. "Die Resonanz war sehr hoch, also haben wir nach dem passenden Begriff gesucht. Die Idee war, ein Wort zu wählen, das eigentlich negativ besetzt ist, aber im Alltag umgangssprachlich viel verwendet wird. Wir kamen auf 'irre'."

Die 21-Jährige studiert Medien- und Kulturwissenschaft in Freiburg, macht aber momentan ein Auslandssemester in Schweden. Die Tweets sollten trotzdem deutschsprachig sein. "In jedem Land gehen die Menschen anders mit psychischen Störungen um. In Schweden erlebe ich zum Beispiel, dass das Thema weniger tabuisiert wird und die Leute offener sind", erzählt sie. Dass so viele Menschen unter dem Schlagwort "isjairre" über ihre Erkrankung sprechen, hat die Studentin nicht erwartet. Sie sagt: "Der Vorteil eines einheitlichen Hashtags zum Thema ist, dass man so gezielt nach dem Thema suchen kann und die Probleme in gesammelter Form sichtbar gemacht werden."

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