Tiger Woods: Öffentliche Beichte:"Ich dachte, das steht mir zu"

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Tiger im Büßerhemd: Golfprofi Woods bezieht erstmals Stellung zu dem Sexskandal, der seine Ehe und Karriere belastet. "Ich war untreu, ich hatte Affären", sagt Woods. Er habe gedacht, er dürfe das.

Michael König

Der Büßer trägt ein hellblaues Hemd unter dem schwarzen Jackett. Unter seinen Augen zeichnen sich dunkle Ringe ab. Seine Ansprache dauert zwölf Minuten, die meiste Zeit liest er von einem Zettel ab, der vor ihm liegt. Nur einmal wendet er den Blick für mehrere Sekunden direkt in die Kamera und sagt: "I am so sorry."

Golfprofi Tiger Woods leistet öffentlich Abbitte wegen seiner Affären. Seine Mutter Kultida Woods tröstet ihn nach seiner Erklärung. (Foto: Foto: Reuters)

Der milliardenschwere amerikanische Golfprofi Tiger Woods bricht an diesem Freitag sein Schweigen. Zum ersten Mal bezieht er persönlich Stellung zu den Vorwürfen, die seit einem Vierteljahr im Umflauf sind und seiner Karriere schweren Schaden zugefügt haben. Er hat sich dafür den ersten Stock des Golfclubhauses in Ponte Vedra Beach im US-Bundesstaat Florida ausgesucht. Die Szenerie erinnert nicht zufällig an eine Pressekonferenz im Weißen Haus - für den Golfsport ist der Fall des Superstars so wichtig wie eine Staatsaffäre.

Keine Widerworte

Die Wände sind mit blauem Samt verziert, handverlesene Gäste sitzen auf edlen Stühlen. Woods Mutter ist darunter, sie wird ihren Sohn nach der Rede umarmen. Auch einige Journalisten sind anwesend, dürfen aber keine Nachfragen stellen. "Das ist keine Pressekonferenz", hatte sein Manager gesagt. Zwei Kameras zeichnen die öffentliche Abbitte auf, etliche TV-Sender aus aller Welt zeigen die Bilder live.

Woods erscheint hinter einem Pult aus dunklem Holz und hebt zu einem späten Geständnis an. "Ich war untreu, ich hatte Affären, ich habe meine Frau betrogen. Ich habe viele Menschen enttäuscht und vor allem meiner Frau und meinen Kindern große Schmerzen zugefügt. Es tut mir leid", sagt Woods. Er habe sich einer Therapie unterzogen und werde sich auch weiterhin behandeln lassen: "Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber ich brauche Hilfe."

Die andere Version

Der Tiger sagt, er habe sich wieder dem Buddhismus zugewandt, mit dessen Werten er aufgewachsen sei. Diese Werte seien ihm abhanden gekommen. Er habe "noch einen langen Weg" vor sich.

Dieser Weg begann am 27. November 2009, mitten in der Nacht, als Woods mit seinem Auto aus der Einfahrt seines Anwesens in Florida brauste und dabei einen Hydranten und einen Baum streifte. Seine Frau lief ihm nach und zertrümmerte die Heckscheibe mit einem Golfschläger - um ihn zu retten, wie es zunächst hieß. Doch in den Tagen und Wochen darauf erzählten amerikanische Medien eine andere Version der Geschichte.

Demnach soll Woods seine Frau und Mutter seiner zwei Kinder, die Schwedin Elin Nordegren, mit mindestens elf Frauen betrogen haben - darunter Pornodarstellerinnen und Edelhostessen. "Ich hatte das Gefühl, dass mir das alles zusteht, dank meines Geldes und Ruhms", sagt Woods.

"Sache zwischen Elin und mir"

Beides geht Woods in den Monaten nach dem mysteriösen Unfall verloren: Seine Popularität stürzt dramatisch ab, mehrere Sponsoren kündigen ihre Werbeverträge. Seine Frau droht mit Scheidung, lässt sich aber angeblich zu einer Bewährungsfrist überreden.

In seiner öffentlichen Beichte gibt Woods den Ehebruch zu, ohne Details zu nennen. Die gingen nur seine Frau und ihn etwas an: "Das ist eine Sache zwischen Elin und mir. Sie wird meine Entschuldigung nicht an Worten, sondern an Taten messen."

Vehement widerspricht Woods der Darstellung, seine Frau sei mit dem Golfschläger auf ihn losgegangen, weil sie von den Affären erfahren habe: "Es hat keine häusliche Gewalt bei uns gegeben. Es ärgert mich, dass eine solche Geschichte erfunden wurde. Elin hat viel ertragen. Sie sollte gelobt werden und nicht beschuldigt."

Comeback nicht ausgeschlossen

Der Tiger wird jetzt bissig, er arbeitet sich an den Medien ab, die seine Geschichte seit Monaten auf den Titelseiten ausbreiten. Seine eigenen Fehler würden es nicht rechtfertigen, seine Familie zu verfolgen und zu belästigen, sagt Woods und appelliert an die Reporter: "Bitte lasst meine Kinder und meine Ehefrau in Ruhe."

Ein Comeback als Profigolfer will er nicht ausschließen, vielleicht kehre er noch in diesem Jahr zurück. Die Vereinigung der US-Golfjournalisten hatte seine öffentliche Erklärung boykottiert, weil nur handverlesene Reporter zugelassen und Nachfragen verboten waren.

So kann Woods ohne störende Zwischentöne sein Schlusswort sprechen: "Es gibt viele Menschen, die an mich geglaubt haben. Ich möchte, dass sie eines Tages wieder an mich glauben können." Dann umarmt der Büßer seine Mutter, gibt engen Freunden die Hand. Und verschwindet hinter dem blauen Vorhang.

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