Zarrentin am Schaalsee:Europas einzige wildlebende Nandus um 20 Prozent dezimiert

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Ein freilebender Nandu steht auf einem Acker in der Nähe von Schattin. (Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Archiv)

Europas einzige wildlebende Nandu-Population ist in diesem Jahr nach erstmaligen Abschüssen einzelner Alttiere um 20 Prozent dezimiert worden. Bei der jüngsten...

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Zarrentin (dpa) - Europas einzige wildlebende Nandu-Population ist in diesem Jahr nach erstmaligen Abschüssen einzelner Alttiere um 20 Prozent dezimiert worden. Bei der jüngsten Zählung seien 456 Nandus im Verbreitungsgebiet am Ratzeburger See an der Grenze von Mecklenburg-Vorpommern zu Schleswig-Holstein festgestellt worden, teilte das Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe am Freitag in Zarrentin (Landkreis Nordwestmecklenburg) mit. Dies seien 110 Tiere weniger als ein Jahr zuvor. „Damit nahm der Nandu-Bestand gegenüber der Herbstzählung im November 2018 um etwa 20 Prozent ab“, sagte Sprecherin Ulrike Müller.

Nandus fressen mit Vorliebe Raps und Getreide und können erhebliche Schäden auf Feldern anrichten. Versuche von Landwirten, die in Südamerika heimischen Tiere zu verjagen, sind in der Regel erfolglos. Nandus haben in Europa keine natürlichen Feinde. In der Vergangenheit gab es Versuche, frische Eier in den Nandu-Nestern anzubohren oder mit Paraffin zu überziehen, um sie unfruchtbar zu machen. Weil das keinen durchschlagenden Erfolg brachte, erhielten zwei Landwirte in diesem Jahr erstmals die Erlaubnis, jeweils zehn Althähne abzuschießen. Bei den Nandus ziehen die Hähne die Jungen auf. Im Frühjahr wurden 17 Tiere geschossen, erklärte die Sprecherin. „Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Population ergibt sich aus der Maßnahme nicht.“ Einem weiteren Anwachsen der Population soll dem Vernehmen nach auch künftig entgegengewirkt werden. Über Maßnahmen im kommenden Jahr soll in den nächsten Wochen beraten werden.

Die Nandus (Rhea americana) vom Ratzeburger See stammen von einigen wenigen Tieren ab, die zwischen 1999 und 2001 aus einem Freigehege bei Groß Grönau in Schleswig-Holstein, nördlich des Ratzeburger Sees, ausgebrochen waren. Zweimal im Jahr werden die Tiere in einer Zählung erfasst.

Der Nandu wird nach Angaben des Biosphärenreservats auf einer sogenannten Grauen Liste geführt. Das bedeutet, dass die Art besonders intensiv zu beobachten ist, um Entscheidungen, etwa zur Bestandsregulierung, auf fachlich fundierter Grundlage treffen zu können.

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