Berlin:Weg von den Straßen: Tauben sollen neue Unterkünfte bekommen

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Berlin (dpa/bb) - Sie verdrecken Brücken und Bahnhöfe, besetzen Bänke und Plätze: Stadttauben. Die Tierschutzbeauftragte des Senats, Diana Plange, will das Problem nun berlinweit in den Griff kriegen - und zwar mit einem zentralen Taubenmanagement. "Wir haben eine Ausschreibung für die Planung eines Managements gestartet und sichten nun die Unterlagen der Bewerber", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

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Berlin (dpa/bb) - Sie verdrecken Brücken und Bahnhöfe, besetzen Bänke und Plätze: Stadttauben. Die Tierschutzbeauftragte des Senats, Diana Plange, will das Problem nun berlinweit in den Griff kriegen - und zwar mit einem zentralen Taubenmanagement. „Wir haben eine Ausschreibung für die Planung eines Managements gestartet und sichten nun die Unterlagen der Bewerber“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Laut Plange soll es künftig in allen Bezirken betreute Taubenschläge geben. So sollen die Hinterlassenschaften der Tiere an stark frequentierten Orten reduziert und die Vermehrung der Tauben tierschutzgerecht eingedämmt werden. Mit anderen Städten stehe sie in Kontakt, um Erfahrungen zu sammeln. „Wir wollen für Berlin die bestmögliche Lösung“, so die Fachtierärztin. Die Zahl der Tauben in Berlin schätzt sie auf rund 8500.

Wann die zentrale Betreuung in Berlin starten könne, stehe noch nicht fest. Es seien noch zahlreiche Gespräche mit den Bezirken und allen Beteiligten nötig. Dazu zählt auch die Deutsche Bahn, die an Bahnhöfen mit Taubenproblemen zu kämpfen hat.

In Berlin gibt es derzeit nur in einigen Bezirken betreute Taubenschläge, die unterschiedlich organisiert sind: Um sechs Taubenschläge in Reinickendorf, Wedding und Schöneberg kümmern sich Langzeitarbeitslose, betreut durch die gemeinnützige Qualifizierungsgesellschaft C.U.B.A..

Das einst für 100 000 Euro auf dem Potsdamer Platz aufgebaute Luxus-Taubenhaus steht jetzt am Bahnhof Südkreuz und wird seit Januar vom Verein „Graue Flügel Tierschutzprojekt“ betreut. Das Taubenhaus stand seit 2012 etwa vier Jahre auf einem Dach am Potsdamer Platz. Es half dort, den Taubenbestand und somit den Dreck zu reduzieren, musste aber einer Dachterrasse weichen.

Außerdem gibt es seit 2008 in Spandau im Gebäude der Stadtbibliothek einen Taubenschlag, der vom Verein Vogelschutzverein Avian betrieben wird. Ein angemieteter Raum in der Nähe diene zudem als Pflegestation, erläutert die Vorsitzende Almut Malone.

In den Schlägen werden die Tauben nicht nur gefüttert, sondern hier werden auch ihre Eier entnommen und gegen Attrappen ausgetauscht. So wird die Vermehrung eingedämmt. Allein in den sechs Taubenschlägen von C.U.B.A. haben die Mitarbeiter im Jahr 2016 rund 1040 Eier entnommen, im Folgejahr rund 900 Eier und 2018 rund 720 Eier.

„Die Statistik zeigt, dass die Zahl der entnommenen Eier jährlich sinkt. Somit ist das Ziel, die Population zu regulieren – zumindest bis zum Ende des Jahres 2018 – aufgegangen“, sagt der zuständige Betriebsleiter Frank Herzog. Allerdings sei es nicht leicht, Personal zu finden. „Es gibt nur wenige, die begeistert in den Vordergrund drängen, wenn es um die Arbeit mit Tauben geht“, so Herzog. Die Arbeit sei schließlich auch nicht leicht. Es sei nicht sehr angenehm, bei 30 Grad im Schutzanzug einen Taubenschlag zu reinigen. Aufgearbeitete Bauwagen dienen als Unterkünfte für die Tauben.

Problematisch sei auch, dass die Maßnahmen nur höchstens ein Jahr dauerten. „Viel besser wäre es, geeignete Leute dauerhaft zu beschäftigen“, sagt er mit Blick auf die Ein-Euro-Jobber. Ständig müssten neue Leute angelernt und für die Arbeit begeistert werden, so Herzog.

Almut Malone wünscht sich, dass diese „Billiglösung“ für Berlin durch eine zentrale, dauerhafte Lösung ersetzt wird. Sie hat das Augsburger Modell im Blick. Die Stadt in Bayern löst ihr Taubenproblem mit zehn betreuten Taubenschlägen und zwei Taubentürmen. Bis 1995 wurden die Tiere im Augsburger Stadtgebiet noch abgeschossen. Allerdings konnte damit das Problem laut Verwaltung nicht dauerhaft gelöst werden. Aus Sicht Almut Malones, die für die Senatsverwaltung ein entsprechendes Gutachten geschrieben hat, bräuchte Berlin etwa 50 betreute Taubenschläge.

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