Bergenhusen:Rekordverdächtige Zahl: Weißstörche in Schleswig-Holstein

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Heide/Bergenhusen (dpa/lno) - In Schleswig-Holstein sind in diesem Jahr nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) mehr Weißstörche geschlüpft als seit Jahrzehnten. Insgesamt seien im nördlichsten Bundesland 660 Jungstörche gezählt worden, sagte Jörg Heyna von der Nabu-Arbeitsgruppe Storchenschutz. "Wir sind sehr zufrieden. Solche guten Brutergebnisse hatten wir zuletzt 1980."

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Heide/Bergenhusen (dpa/lno) - In Schleswig-Holstein sind in diesem Jahr nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) mehr Weißstörche geschlüpft als seit Jahrzehnten. Insgesamt seien im nördlichsten Bundesland 660 Jungstörche gezählt worden, sagte Jörg Heyna von der Nabu-Arbeitsgruppe Storchenschutz. „Wir sind sehr zufrieden. Solche guten Brutergebnisse hatten wir zuletzt 1980.“

Das gute Ergebnis lag nicht nur an der steigenden Zahl der Brutpaare, welche sich von 280 auf rund 300 erhöht hat, wie Heyna sagte. Auch gutes Wetter sowie reichlich Futter gab es in diesem Jahr. Viele Mäuse machten die Schreitvögel und ihren Nachwuchs satt. „Zum Teil mögen die Störche schon keine Mäuse mehr, auch die Jungstörche nicht“, schilderte der Storchen-Experte seine Beobachtungen. „Sie sind gesättigt und gut genährt.“

Zurzeit sammeln sich Schleswig-Holsteins Jungstörche für ihre erste Reise in die Winterquartiere. Der „klassische“ Storch, der zum Teil bis zu 10 000 Kilometer ins ferne Südafrika fliege, sei heute nicht mehr die Regel, sagte der Biologe Kai-Michael Thomsen. Viele blieben den Winter über in Europa. Das sei weniger gefährlich. „Denn jeder Flug kann bedeuten, dass ich gegen irgendetwas fliege oder einem Beutegreifer zum Opfer falle“, sagte Thomsen.

Tatsächlich ende für die meisten Störche aus Schleswig-Holstein die Reise bereits in Südspanien oder Nordmarokko, sagte Heyna. „Das wissen wir unter anderem von einer ornithologisch interessierten Frau aus der Nähe von Madrid.“ Sie notiere regelmäßig auf Müllkippen und an Flachgewässern die individuellen Ring-Nummern der Störche. „Bis zu 5000 Ringe verschiedener Nationen liest sie ab.“

Das ist auch gut für die Vogelfreunde aus Schleswig-Holstein. So erfahren sie ganz genau, wohin „ihre“ Störche fliegen. Genau weiß das vorher niemand, weil die Zug-Routen bei den Störchen nicht genetisch festgelegt sind. Früher dachte man das, da die Jungstörche im Herbst meist vor den Alten in die Winterquartiere starten. „Es stoßen aber immer erfahrene Altvögel dazu, von denen sie die Route lernen“, sagte Heyna.

Und nicht nur die Route lernen sie, sondern auch, wie man möglichst energiesparend fliegt. Nach Erkenntnissen des Max-Planck-Instituts für Ornithologie hängen der Weg und das Ziel eines Storchs unter anderem auch davon ab, wie effizient er fliegen kann. „Wie lange ein Storch im Segelflug dahingleiten kann, beeinflusst offenbar auch, wo er den Winter verbringen wird“, fanden die Forscher in Radolfzell am Bodensee heraus. „Tiere, die viel mit den Flügeln schlagen, fliegen weniger weit als die, die die Thermik besser ausnutzen können.“ Das bedeute, „die effizienteren Flieger reisen bis nach Westafrika, während die übrigen in Südeuropa überwintern“.

Laut Heyna sind die ersten Jungstörche schon unterwegs. Geschlechtsreif wird der Weißstorch mit drei bis fünf Jahren. Heyna hofft, dass dann möglichst viele von ihnen gesund zurückkommen, um selbst ihren Nachwuchs in Schleswig-Holstein großzuziehen. „Denn es ist Platz für mehr Störche im Land.“ Bundesweit gibt es nach Angaben des Nabu etwa 7000 Weißstorch-Paare.

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