Spiele:Ein Klick zur Unbesiegbarkeit - Schummel-Tricks für Computerspiele

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Leipzig (dpa) - Vor 20 Jahren haben zwei Leipziger damit begonnen, Cheats für Computerspiele zu sammeln. Mittlerweile gehört ihre Seite mogelpower.de zu den gefragten Adressen von Computerspielern.

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Leipzig (dpa) - Vor 20 Jahren haben zwei Leipziger damit begonnen, Cheats für Computerspiele zu sammeln. Mittlerweile gehört ihre Seite mogelpower.de zu den gefragten Adressen von Computerspielern.

In sechs Kellerräumen stapeln sich bis unter die Decke Schachteln mit Computerspielen. Fein sortiert lagern Konsolen, Heimcomputer, Software und Bücher. Sie zeugen von einer nicht alltäglichen Sammelleidenschaft. Der Leipziger René Meyer trägt seit mehr als 20 Jahren alles rund um den Computer zusammen. Der 43-Jährige besitzt etwa 1000 Konsolen und 6000 Computerspiele - und er ist Betreiber der Seite mogelpower.de, einer beliebten Schummel-Datenbank für Computer-Spiele. Darauf finden Spieler sogenannte Cheats, mit denen sie den gewöhnlichen Spielverlauf ändern oder Teile überspringen können.

Vor 20 Jahren hat Meyer zusammen mit Sven Letzel die Datenbank gegründet. „Wir sammelten Cheats für Computerspiele und brachten dazu eine Serie von Büchern heraus“, sagt Meyer. Fünf Jahre später entwickelten sie dazu die Internet-Seite mogelpower.de. Diese sei mittlerweile rund 360 Millionen Mal angeklickt worden. „Auf der Seite sind bereits Cheats für etwa 28 000 Spiele abrufbar“, sagte der 43-jährige Meyer. Fast täglich würden es mehr.

Cheats, sogenannte Schummel-Codes, sind in vielen Computerspielen versteckt. Mit ihnen können die Nutzer etwa Spielstufen überspringen oder unbesiegbar werden. „Ein Cheat ist eine Schummelei, mit der man ein Spiel nicht so spielt, wie es eigentlich vorgesehen ist, sondern es austrickst, indem man zum Beispiel übermächtige Waffen hat oder sehr reich wird“, sagt Meyer. Mogelpower stellt diese Tricks ins Internet. „Wir sammeln aber auch komplette Lösungen“, sagt Meyer. Die helfen etwa, wenn ein Spieler an einer Stelle stecken bleibt und nicht weiter weiß. Abkürzungen oder zusätzliche Feature verkaufen manche Spieleentwickler in ihren Games inzwischen aber auch als zusätzliche Option.

Der Leipziger beschäftigt sich bereits seit Ende der 1980er Jahre mit Computern und Spielen. Die Sehnsucht nach dem amerikanischen Silicon Valley ließ ihn zu einem echten Computernarren werden. Die Tüftlerzeiten der 70er und 80er Jahre lösten in Meyer den Wunsch aus, dazugehören zu wollen. Er brachte sich selbst Programmiersprachen bei, entwickelte erste eigene Spiele und schrieb darüber Bücher und Texte für Zeitschriften. Zwangsläufig stieß er dabei auf die Cheats.

Einige Cheats werden von der Spiele-Community entwickelt. Die meisten jedoch bauen Spieleentwickler bei der Entstehung des Spiels in den Programm-Code selbst ein. „Manchmal nur aus Spaß“, sagt Meyer. Die Cheats würden dann im Code belassen und zum Teil erst nach vielen Jahren entdeckt. Von den Cheats profitieren die Spieler, aber auch Spielezeitschriften - und letztlich die Spieleindustrie. Es gebe da eine gewisse Durchlässigkeit, sagt Roland Weiniger vom Netzwerk der Spielegilde. Die Hersteller profitierten auch, „weil das Lösungsbuch-Geschäft mittlerweile ein relativ einträgliches ist“, sagt Meyer. „Auf der anderen Seite möchten sie natürlich, dass man mit einem Spiel so lange wie möglich spielt und es nicht abkürzt.“

Mittlerweile suchen jeden Monat etwa drei Millionen Spieler auf mogelpower.de die passenden Schummeleien. Besonders gefragt sind etwa die Spielereihen „Die Sims“ und „Need for Speed“. Übrigens: Wenn sich René Meyer mal gerade nicht mit den Cheats beschäftigt, stockt er seine Computerspiele-Sammlung im Keller seines Eigenheimes auf. Damit steht er bereits im Guinness-Buch der Rekorde.

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