Soziales - Berlin:Breitenbach will leere Flüchtlingsheime für Kältehilfe

Berlin (dpa/bb) - Obdachlose Menschen sollen im kommenden Winter auch in leeren Flüchtlingsunterkünften warme Schlafplätze finden können. Das kündigte Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur an. "Wir überlegen, inwieweit wir Notunterkünfte für Flüchtlinge, die freigezogen wurden und bei denen Mietverträge noch weiterlaufen, für die Kältehilfe nutzen können", sagte sie.

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Berlin (dpa/bb) - Obdachlose Menschen sollen im kommenden Winter auch in leeren Flüchtlingsunterkünften warme Schlafplätze finden können. Das kündigte Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur an. "Wir überlegen, inwieweit wir Notunterkünfte für Flüchtlinge, die freigezogen wurden und bei denen Mietverträge noch weiterlaufen, für die Kältehilfe nutzen können", sagte sie.

Diese verfügten über Duschen, Toiletten und Aufenthaltsräume. "Sie sind daher eine Möglichkeit für die Kältehilfe, bei der es ja darum geht, Leute vor dem Erfrieren zu retten." Derzeit liefen Gespräche dazu mit der Finanzverwaltung und den Bezirken.

Übernachtungsplätze für Obdachlose soll es Breitenbach zufolge wie schon im letzten Winter auch in einem Hangar des früheren Flughafens Tempelhof geben. "Den wollen wir erneut nutzen, weil er gute Bedingungen hat für die Kälthilfe bietet." Außerdem sei geplant, Traglufthallen einzusetzen. Darunter sei die "HalleLuja"-Unterkunft nahe des Bahnhofs Frankfurter Allee in Friedrichshain, die schon mehrere Winter obdachlose Nachtgäste beherbergte.

Der rot-rot-grüne Senat hatte im Koalitionsvertrag verankert, die Zahl der Plätze in der Kältehilfe auf mindestens 1000 aufzustocken. Bereits im vergangenen Winter war man diesem Ziel mit etwa 920 Plätzen sehr nahe gekommen.

Hauptproblem sind fehlende Immobilien für die Unterkünfte. "Es ist von Jahr zu Jahr schwieriger geworden, Plätze für die Kältehilfe zu finden", sagte Breitenbach. "Wie immer wird es auch in diesem Jahr nicht ganz einfach, innerstädtische Grundstücke zu finden."

Eigentlich sind für die Wohnungslosen- und Kältehilfe die Bezirke zuständig, es gibt in der Stadt zahlreiche Tee- und Wärmestuben, Nachtcafés und andere Angebote. Breitenbach strebt allerdings mehr Zusammenarbeit und Koordination mit allen Partnern auf Landes- und Bezirksebene an. "Wir müssen da gemeinsam vorgehen", sagte sie.

Sie verwies darauf, dass die 1000 Notübernachtungsplätze etwa den Bedarf abbilden, den Fachleute dem Senat genannt hätten. "Die Unterkünfte der Kältehilfe sind nicht immer komplett ausgelastet. Das muss man mit bedenken", sagte sie dazu. "Es gibt sehr viele Menschen, die die Einrichtungen der Kältehilfe aus unterschiedlichsten Gründen nicht nutzen."

Ergänzend unterstrich Breitenbach, dass obdachlose Menschen "365 Tage im Jahr" Hilfe benötigten. Daher wolle der Senat mehr Mittel für die Wohnungslosenhilfe insgesamt in die Hand nehmen. "Was wir besonders brauchen, sind neben Notunterkünften ganzjährige Unterbringungsmöglichkeiten mit entsprechenden Beratungsangeboten besonders für Frauen und Familien mit Kindern." Beide Gruppen seien zunehmend von Wohnungslosigkeit betroffen. Geplant sei, die Zahl der Plätze für wohnungslose Frauen und Familien um 70 auf 100 aufzustocken.

Die genaue Zahl der obdach- und wohnungslosen Menschen in Berlin ist nicht bekannt, weil es hierzu keine Statistik gibt. Nach Schätzungen der Berliner Landesarmutskonferenz leben 5000 bis 8000 Obdachlose in der Stadt, Tendenz steigend. Hinzu kommen 20 000 Menschen, die keine eigene Bleibe, aber zumindest ein Dach über dem Kopf haben.

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