Rauchen in Deutschland:"Das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko"

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Rauchen ist nach wie vor auch eine Frage des sozialen Status'. Ein nun vorgestellter "Tabakatlas" zeigt, wo es in Deutschland die meisten Raucher gibt.

Im Norden und Osten Deutschlands wird mehr geraucht als im Süden. Das geht aus dem ersten Tabakatlas für Deutschland hervor, den die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing (SPD) und das Deutsche Krebsforschungszentrum in Berlin vorgestellt haben.

Rauchen - ein tödlicher Genuss. (Foto: Foto: AP)

Am höchsten ist der Anteil qualmender Männer in Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Berlin. Frauen rauchen in Berlin, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen am meisten.

"Wo mehr geraucht wird, wird auch mehr gestorben", sagte Krebsforscherin Martina Pötschke-Langer. Dies habe auch soziale Gründe.

Auch bei den Todesfällen spiegeln sich die Unterschiede wider. So sterben dem Bericht zufolge in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen die wenigsten Männer an Lungenkrebs und Herzerkrankungen infolge des Rauchens. Insgesamt gehen laut Bätzing jährlich 110.000 Todesfälle auf den Nikotinkonsum zurück - täglich mehr als 300.

Die meisten rauchbedingten Todesfälle finden sich bei Männern in Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland. Bei Frauen gibt es vor allem mehr Todesfälle wegen Rauchens in Berlin, Bremen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Insgesamt gibt es unter Männern deutlich mehr Raucher als unter Frauen.

Ein klares Ost-West-Gefälle zeigt sich bei jugendlichen Rauchern. Jungen und junge Männer zwischen 15 und 20 Jahren rauchen vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Bei Mädchen und jungen Frauen sieht es ähnlich aus.

Menschen mit geringem Sozialstatus rauchten deutlich mehr als Menschen mit einem hohen sozialen Status, berichten die Forscher. Wer studiert hat, raucht am wenigsten. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Hamburg ist der Unterschied zwischen dem Anteil männlicher Raucher mit und ohne Abitur am größten, bei den Frauen finden sich die größten Unterschiede in Mecklenburg-Vorpommern.

"Die südlichen Länder sind deutlich wohlhabender als die nördlichen", sagte Pötschke-Langer. Der niedrigere Anteil an Rauchern im Süden liege aber auch an speziellen Vorsorgeprogrammen. Die Daten im Tabakatlas stammen unter anderem aus dem Mikrozensus 2005 und der Todesursachenstatistik 2007.

Rauchen sei "das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko unserer Zeit", sagte die Drogenbeauftragte Bätzing. Sie forderte die Bundesländer auf, in der Gastronomie einen möglichst einheitlichen Nichtraucherschutz zu etablieren. Zudem warf sie der Union vor, im Kabinett die Umsetzung eines Aktionsplans zur Tabakprävention blockiert zu haben. Sie sehe aber gute Chancen, diesen direkt zu Beginn der nächsten Wahlperiode umzusetzen.

Eine höhere Tabaksteuer lehnte sie zum jetzigen Zeitpunkt ab. "Wir hatten ja in den vergangenen Jahren Tabaksteuererhöhungen." Allerdings könne damit der Tabakkonsum zurückgehen. Der Deutsche Zigarettenverband wies dies zurück. Er warf Bätzing vor, sich um das Problem des Zigarettenschmuggels zu drücken, der bei höherer Steuer steige.

Die EU-Kommission hatte Deutschland zu mehr Anstrengungen aufgefordert. Bis 2012 solle es ein Tabakwerbeverbot für Außenplakate geben, kündigte Bätzing an.

© dpa/Reuters/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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