Öko-Ratgeber:Wer sucht, der findet: die besten Alternativen

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Also gibt es niemanden, der PFC-freie Regenjacken herstellt?

Doch, es ist nur nicht leicht zu erkennen, weil die Unternehmen sich gerne mit allerlei vermeintlichen Umweltsiegeln schmücken, oder mit solchen, die andere Aspekte einschließen, aber nicht das PFC-Problem. Dazu gehört zum Beispiel Bluesign. Inzwischen gibt es aber genug Jacken, die als "PFC-frei" beworben werden. Jack Wolfskin will bis 2020 vollständig PFC-frei produzieren; bei der aktuellen Winterkollektion sind schon 89 Prozent PFC-frei, darunter auch zahlreiche Hardshell-Regenjacken. Auch Vaude hat jetzt PFC-freie Kleidung im Angebot - im Gegensatz zu 2015, wo zwar die Membran schon PFC-frei war und das auch auf auf dem Etikett groß beworben wurde, in der Imprägnierung dann aber C6 steckte (was nur durch Nachfrage beim Kundenservice herauszubekommen war). PFC-freie Jacken gibt es auch zum Beispiel bei Haglöfs, Lundhags, Klättermusen, Maier Sports oder bei Schoeffel. Zum Vergleich: Bei Mammut gibt es eine einzige PFC-freie Jacke, sie ist für Männer und ein Softshell - also wasserabweisend, nicht wasserdicht. Und Patagonia, ein Hersteller, der sich wegen seines Rücknahme-Programms für Kleidung gerne mit grünen Federn schmückt, findet, er könne auf PFC nicht verzichten. Einen Überblick über die Bemühungen und Ziele einiger Hersteller hat Greenpeace hier in einer Grafik zusammengestellt.

Gibt es auch Unternehmen, bei denen ich mich nicht erst mühsam durch die Produktinformationen klicken muss, sondern deren gesamtes Sortiment jetzt schon PFC-frei ist?

Gibt es! Fjällräven zum Beispiel und dann noch ein paar kleinere: Rotauf hebt sich auch dadurch von anderen Herstellern ab, dass es seine PFC-freien Jacken in der Schweiz statt in Fernost nähen lässt. Und Paramo, ein Ableger von Nikwax, einem PFC-freien Imprägniermittel, arbeitet ganz ohne Membran und vertraut stattdessen auf eine Technik namens Direktionalität. Sie soll Wassertropfen so gut abperlen lassen und wegleiten können, dass es keine Membran braucht.

Woraus bestehen dann Membran und Imprägnierung bei einer PFC-freien Regenjacke? Alles Bienenwachs oder was?

Bienenwachs ist als Imprägnierung tatsächlich eine Option, aber vor allem für Jacken, die in der Stadt getragen werden - die Jacken werden damit wasserabweisend, aber nicht wasserdicht. PFC-freie Imprägnierungen können auch aus Paraffinen, Silikonen, Polyurethanen oder Dendrimeren bestehen. Die Membrane sind in der Regel aus Polyurethan (PU) oder aus Polyester. Sympatex ist der Markenname einer PFC-freien Polyestermembran, den man an einigen Produkten finden kann. Ökologisch völlig unbedenklich ist Polyester aber auch nicht - dazu gleich mehr.

Und diese PFC-freie Technik funktioniert?

Eine Studie von 2013 hat den entsprechenden Produkten bescheinigt, ebenso wasserabweisend zu sein wie PFC-haltige, und auch die Stiftung Warentest hat einigen PFC-freien Nachimprägnierungsmitteln eine gute Leistung bescheinigt. Sowohl Schoeffel-Lowa als auch Jack Wolfskin bieten übrigens einen PFC-freien Nachimprägnier-Service an. Und interessanterweise stellt Stiftung Warentest bei jedem Funktionsjacken-Test fest, dass für die Wasserdichtigkeit einer Jacke nicht zuletzt eines entscheidend ist: technisch hochwertige Verarbeitung, bei der zum Beispiel Nähte abgeklebt sind, damit kein Wasser eindringen kann.

Toll. Bei einigen Herstellern gibt es sogar PFC-freie Regenjacken aus recycelten Plastikflaschen! Da tut man auch noch was gegen den Plastikmüll im Meer.

Nun ja. Polyester, auch recyceltes, verliert beim Waschen mit Waschmittel winzig kleine Fasern - Mikroplastik, das ein riesiges Problem in den Weltmeeren ist. Eine gewachste oder imprägnierte Baumwolljacke ist in dieser Hinsicht unbedenklicher und hat auch noch andere Vorteile. Wer schon mal mit einer Jacke aus - sagen wir es doch, wie es ist - Plastik in den Bergen herumgestapft ist, weiß: Man wird zwar nicht von außen nass - dafür von innen, weil man schnell durchgeschwitzt ist. "Atmungsaktiv" ist im Zweifelsfall mehr ein Werbeversprechen als eine tatsächliche Eigenschaft von Kleidung. Das kann Baumwolle besser. Und selbst wenn der Regen irgendwann durch die Baumwolljacke und das Wollfleece suppt: Das Wichtigste auf einer langen Wandertour ist, dass der Schlafsack trocken bleibt. Und den kann man in eine komplett atmungspassive, PFC-freie Plastikhülle stopfen, und alles wird gut.

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