Für sie: Hauptsache Gucci
Die Awards Season ist wieder in vollem Gange - vorige Woche traf sich Hollywood bei den Critics Choice Awards. Schon lange hat man nicht mehr so viele schlecht angezogene Menschen an einem Ort versammelt gesehen. Da wurde gerüscht und getakelt, was das Zeug hält, fast dachte man, es gehe um eine Gala für Gardinenhersteller. Nichts von Rüschen hielt an diesem Abend die Schauspielerin Natasha Lyonne, aber auch das war keine Freude. Der Star aus "Orange is the New Black " trug ein Kleid, das oben hochgeschlossen ist, aber sich nach unten hin in Fetzen auflöst. Die Haare hat ein Beauty-Künstler late-70ies-mäßig nach innen eingeföhnt, jemand anderer fand es passend, die Augenlider der Ärmsten in einen Orangeton zu tauchen. Und dann wären da noch diese Plateau-Sandalen, die in den Nullerjahren mal von Golddiggern in mondänen Urlaubsorten getragen wurden, und die, auch wenn die Mode es behauptet, kein Comeback feiern werden. Ja, all das ist die Schuld sogenannter Experten, denn auf solche verlassen sich Stars ja für Events auf dem roten Teppich. Dort hat man eigentlich einen Stylisten, und der hatte nur einen Job, nämlich die Frau gut aussehen zu lassen, konnte sich dann aber offenbar nicht entscheiden zwischen Alexis-Carrington-Gedenk-Look, Alicia-Addams-Grusel und Edna-Flintstone-Vibe. Nur bei einer Sache war er sich sicher: Es musste was von Gucci sein. Da hat man ja gerade den Chefdesigner rausgeworfen, das ergibt Sinn! Was lernen wir daraus? Man sollte sein Schicksal auf gar keinen Fall in die Hände von Experten legen, also rein modisch gesehen.
Für ihn: Endstation Sehnsucht
Hierbei handelt es sich um den mittelerfolgreichen Schauspieler Paul Dano, von dem man liest, dass er auch schon mal Teil einer Rockband war, die allerdings nicht mal mittelerfolgreich wurde. Nun ja, das passiert. Für den roten Teppich der Critics Choice Awards vor einigen Tagen hat sich Dano für diesen seltsamen Anzug von Dolce&Gabbana entschieden, der als besonderes Feature von den Schultern abwärts mit Strass- und Glitzerapplikationen beregnet wurde. An einem flamboyanten Typen wie Jared Leto oder Elton John würde dieses Kleidungstück vermutlich ziemlich seriös wirken, an Trapezartisten im Zirkus und Zauberkünstlern ginge die Klamotte wohl sogar als Basic durch. Aber ein wirklicher Normcore-Hauptdarsteller wie Paul Dano mit seiner Sachbearbeiter-Frisur und der braven Visage, der ächzt unter der Last dieser schweren Glitzertropfen. Dano trägt diesen Anzug eigentlich nicht, er wird eher von ihm belästigt. Dazu kommt, dass der Zierrat selbst wirklich unglücklich platziert ist. Auf den ersten Blick sieht es aus, als wäre der Träger zu lange unter einem tropfenden Kerzenständer gestanden oder im Dschungelcamp mit irgendeinem Sirup übergossen worden. Dano fördert diesen Eindruck auch noch, weil alles andere an ihm so überaus unaufällig ist, das schlaffe Hemd, die fehlende Krawatte, kein Hut, keine Handtasche, keine Frisur - der Zuckerguß braucht aber ein Gegengewicht-Accessoire, wenn der Träger es nicht selbst aufbietet. Romantischer Modemut bei Herren ist zu begrüßen, funktioniert aber nur, wenn alle mitmachen.