Migräne:Konzentration gegen Kopfschmerz

Lesezeit: 2 min

Bei der Biofeedback-Therapie lernen Migräne-Patienten, gezielt Körpervorgänge zu beeinflussen - und so den Schmerz loszuwerden.

Mit Hilfe einer Biofeedback-Verhaltenstherapie können Migränepatienten ihr Körperbewusstsein stärken und dadurch die Schmerzattacken schon bei ersten Anzeichen verhindern oder zumindest deutlich abmildern. "Biofeedback veranschaulicht Migränekranken mit Hilfe technischer Mittel ihren körperlichen Anspannungs- und Entspannungszustand", erklärt der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte, Frank Bergmann.

Biofeedback kann bei quälenden Kopfschmerzen helfen. (Foto: Foto: ddp)

Das schaffe die Voraussetzung, um problematischer Anspannung durch gedankliche Mechanismen gegenzusteuern und damit auch den Schmerzanfällen entgegenzuwirken.

"Im Fall von Migräne ist eine Erweiterung der Gefäße im Kopf - die sogenannte Vasodilatation - für die Schmerzentstehung verantwortlich, die oft als Begleiterscheinung körperlicher Anspannung auftritt", sagt Bergmann. Mit Hilfe von Biofeedback können dem Facharzt zufolge die Patienten gezielt lernen, der Gefäßerweiterung über nicht-medikamentöse Verfahren zu begegnen - ähnlich wie es die gängigen Medikamente, sogenannte Triptane, auf chemischen Wege tun.

Entspannung mit inneren Bildern

Biofeedback unterstützt die Patienten dabei, sich ihren Anspannungszustand und auch die Gefäßerweiterung bewusst zu machen, indem ihnen ihr körperliche Zustand permanent vergegenwärtigt wird. Dafür wird beispielsweise der an der Schläfenarterie gemessene Blutvolumenpuls visualisiert. Dieses Biosignal wird dann auf einem Monitor - etwa in Form eines sich verengenden oder erweiternden Rings - als Grafik abgebildet, um dem Betroffenen den aktuellen Zustand der Gefäße zu veranschaulichen.

Ziel der Therapie ist es, dass der Patient lernt, durch gedankliche Konzentration das Signal willentlich zu verändern - also in diesem Fall, den Durchmesser des Ringes zu verkleinern. "Durch Hilfestellung eines Therapeuten werden Betroffene dazu angeleitet, mittels welcher Gedanken und inneren Bildern sie einen entspannenden körperlichen Prozess auslösen, der letztlich zur Gefäßverengung führt", erklärt Bergmann.

So sei es beispielsweise möglich, über die Vorstellung eines zusammengedrückten Schwammes die Arterien der Schläfe zu verengen. Eine kontinuierliche Rückmeldung des Biosignals erleichtere es den Patienten, den Vorgang wahrzunehmen und umzusetzen. Die meisten Patienten sind laut Bergmann nach wenigen Biofeedback-Sitzungen gut in der Lage, bestimmte Körperfunktionen willentlich zu beeinflussen.

Anschließend könne das Training ohne technische Hilfsmittel eigenständig zu Hause durchgeführt werden und bei Bedarf angewendet werden. Je öfter geübt werde, desto besser ließen sich Migräneanfälle bereits bei Auftreten der ersten Anzeichen kontrollieren und vermeiden, betont der Mediziner.

Unter Migräne leiden rund acht Millionen Menschen in Deutschland. Frauen sind doppelt bis drei Mal so häufig davon betroffen wie Männer. Die Krankheit äußert sich in erster Linie durch starke Kopfschmerzen, die anfallsartig auftreten. Ausgelöst werden die Anfälle vor allem durch Stress, einen ungeregelten Tagesablauf oder Schlafstörungen.

Die Biofeedbacktherapie empfiehlt sich nach Angaben der Neurologen vor allem für Patienten, die mindestens drei Mal im Monat Anfälle haben oder deren Anfälle länger als drei Tage anhalten.

© sueddeutsche.de/AP/bilu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Einschlafhilfen
:Zehn Tipps für eine geruhsame Nacht

Der Stress nähert sich seinem Höhepunkt, der dringend benötigte Schlaf stellt sich nicht ein. Was hilft, zur Ruhe zu kommen.

Berit Uhlmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: