Leute:Die Queen öffnet ihren Palast

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Beim „A Royal Welcome“ ausgestellte Kleider im Buckingham-Palast. (Foto: Teresa Dapp)

London (dpa) - Eine königliche Tafel zu decken, ist Millimeterarbeit. Bis im Festsaal des Buckingham-Palast das Tischtuch akkurat liegt, der Blumenschmuck an seinem Platz ist, pro Gast sechs Gläser und einiges an vergoldetem Besteck richtig sortiert sind und die Stühle in Reih und Glied stehen, vergehen drei Tage.

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London (dpa) - Eine königliche Tafel zu decken, ist Millimeterarbeit. Bis im Festsaal des Buckingham-Palast das Tischtuch akkurat liegt, der Blumenschmuck an seinem Platz ist, pro Gast sechs Gläser und einiges an vergoldetem Besteck richtig sortiert sind und die Stühle in Reih und Glied stehen, vergehen drei Tage.

Dann darf die Queen kommen mit ihren Staatsgästen und im Festsaal des Palasts speisen. Ein bisschen wie ein Staatsoberhaupt darf sich in den kommenden Wochen auch fühlen, wer die Ausstellung „A Royal Welcome“ im Londoner Amtssitz von Königin Elizabeth II. (89) besucht.

Durch die Prunkräume des Palasts zu schreiten, lohnt sich auch ohne Bankett - über dicke Teppiche vorbei an den Thronsesseln, auf denen die Queen und ihr Mann Prinz Philip (94) bei ihrer Krönung 1953 saßen. Doch die alljährlichen Wochen der offenen Tür stehen stets unter einem Motto. Diesmal ist es die royale Gastlichkeit. Erstmals gehen Besucher deswegen durch den Prachteingang, durch den sonst nur die Königin und ihre Gäste schreiten.

Optischer Höhepunkt ist die für 170 Gäste gedeckte Tafel. Erst dadurch, dass alles streng symmetrisch aufgebaut werde, entstehe die Magie, sagte Kuratorin Anna Reynolds vom Royal Collection Trust. Sechs Gläser - für Sekt, Wasser sowie Weiß-, Rot-, Dessert- und Portwein stehen neben einer kunstvoll gefalten Stoffserviette, angeordnet von Dienern mit einer Art Zollstock.

„Das wirklich besondere ist der Blick hinter die Kulissen“, sagt Reynolds. Die Ausstellung zeigt, wie viel Arbeit hinter so einem prunkvollen Abend mit gutem Essen steckt. Da erzählt Diener Oscar Matthews vom Besteck-Polieren in der Silberkammer, oder Michael Brook vom Abspülen des unersetzlichen Porzellans - natürlich von Hand. „Wir versuchen, die Leute davon abzubringen, Gummihandschuhe zu tragen“, ist seine Stimme über den Audioguide zu hören, „denn dann spürt man das Porzellan nicht richtig.“

In einem Glaskasten ist ein Nachbau des Arbeitsplatzes der Konditorin zu sehen, die je nach Gast passende Dekoration für das Gebäck entwirft. Auch einen Eindruck vom Arbeitszimmer von Hofschneiderin und dem Weinkeller können Besucher sich machen. Die eigentlichen Räume bleiben allerdings verschlossen.

Im krassen Gegensatz zum ausgestellten Prunk steht übrigens der Palast selbst, der dringend renovierungsbedürftig ist: Die sanitären Anlagen haben eigentlich längst ausgedient, die Verkabelung macht kaum noch mit und Asbest muss auch dringend entfernt werden. Es könnte Berichten zufolge sogar sein, dass die Royals eine Weile ausziehen müssen.

Bis zum 27. September können London-Besucher sich ein eigenes Bild machen von Residenz, in der die Queen etwa ein Drittel des Jahres verbringt. Der Monarchin zufällig über den Weg laufen werden sie dabei aber nicht. Sie wohnt den Sommer traditionell auf ihrem schottischen Landsitz Balmoral.

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