Kritik an den Oraniern:Alle sparen, nur Kronprinz Willem-Alexander nicht

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Eine Luxus-Ferienvilla in Mosambik kostet die niederländischen Royals Ansehen im Volk. Das Parlament übt harsche Kritik.

Wer als Kronprinz aufwächst, ist an Luxus gewöhnt. Da fällt es besonders schwer, wenn in Krisenzeiten Sparsamkeit abverlangt wird.

Der niederländische Kronprinz Willem-Alexander scheint damit ein besonders großes Problem zu haben. Der luxuriöse Lebenswandel der niederländischen Königsfamilie sorgt seit Monaten für Aufregung in den Klatschblättern des Landes. Doch nun wird es ernst: Das Luxusleben der Oranier hat eine kontroverse Debatte im Parlament ausgelöst.

Abgeordnete der Opposition haben gefordert, die Staatsausgaben für die Königlichen einzufrieren statt sie - wie bereits von der Regierung beschlossen - leicht zu erhöhen. Die Königsfamilie solle dem Vorbild der spanischen Königsfamilie folgen, die sich angesichts von Wirtschaftskrise und Rezession freiwillig zum Sparen bereit erklärt habe, hieß es. In der Debatte beklagten selbst Regierungsparteien einen Ansehensverlust des Königshauses.

Stein des Anstoßes für die hitzige Debatte, die live vom Fernsehen übertragen wurde, war vor allem am Bau einer Luxus-Ferienvilla für Kronprinz Willem-Alexander und seine Frau Prinzessin Máxima in dem armen südafrikanischen Land Mosambik.

Nach Angaben der Opposition muss der Steuerzahler für die privaten Afrika-Reisen des Thronfolgers im Vergleich zu "normalen Urlaubszielen" das Dreifache der Kosten für Personenschutz aufbringen. Die Umstände des umstrittenen Luxusprojektes müssten lückenlos aufgeklärt werden, verlangten auch Politiker der mitregierenden sozialdemokratischen Partei der Arbeit (PvdA).

Auch an der in London lebenden Schwester von Königin Beatrix entzündete sich eine Diskussion: Viele Redner beklagten, dass sie bei Steuertricks logistische Unterstützung des niederländischen Königshauses in Anspruch genommen habe. Mehrfach wurden Forderungen laut, den Oraniern künftig die Nutzung von Regierungsflugzeugen für private Zwecke zu verbieten.

"Bei staatlichen Repräsentationsaufgaben müssen sie natürlich königlich reisen", sagte der Fraktionsvorsitzende der oppositionellen Sozialistischen Partei (SP), Ronald van Raak. "Aber doch nicht, wenn sie bloß mal nach Paris wollen, um Schuhe zu kaufen."

Dem christdemokratischen Ministerpräsidenten Jan-Peter Balkenende warfen Redner immer wieder vor, er habe seine verfassungsgemäße Aufgabe als "Königs-Verteidiger" vernachlässigt. Als solcher müsse er das Finanzgebaren der Nordsee-Royals kontrollieren und mäßigen. Zudem müsse künftig jedweder Einfluss von Königin Beatrix und Kronprinz Willem-Alexander auf die Regierungsgeschäfte unterbunden werden, forderte Van Raak. Dazu sei eine Reform der Beziehungen zwischen Königshaus und Staat nötig. Sonst sei die "schwierige Konstruktion von Monarchie und Demokratie" im Volk kaum noch vermittelbar, erklärte der SP-Fraktionsvorsitzende.

Der regierende Christdemokratische Appell (CDA) von Ministerpräsident Balkenende räumte ein, das Ansehen der Monarchie habe Schaden genommen. Dennoch lehnte die CDA-Abgeordnete Liesbeth Spies im Namen ihrer Partei Forderungen der Opposition ab, "umgehend den Stecker aus dem Projekt Ferienvilla in Mosambik zu ziehen". Dies gehe zu weit, da der Kronprinz die Baukosten schließlich privat bezahle.

Die Regierung hatte für 2009/2010 die geplanten Staatsausgaben für Königin Beatrix und ihre Familie auf 39,6 Millionen Euro leicht erhöht. Auf Empörung stieß dies vor allem, weil sie zugleich eine Kürzung anderer staatlicher Ausgaben um 20 Prozent angeordnet hatte. Ausgerechnet der Königin, die im September traditionell die vom Kabinett erarbeitete Haushaltsrede vorträgt, war es zugefallen, diese Sparmaßnahmen dem Volk zu verkünden.

"Wenn unsere Polizei, unsere Feuerwehr und unsere medizinischen Hilfsdienste künftig 20 Prozent weniger zur Verfügung haben, dann kann doch nicht die Königin mehr als bisher ausgeben dürfen", erklärte ein Abgeordneter der rechtspopulistischen Partei für die Freiheit (PVV).

Traditionalistische Parteien wie die kleine protestantisch-konservative Christen-Union betonten hingegen, die Niederländer sollten stolz auf ihr Königshaus sein und es mit den erforderlichen finanziellen Mitteln ausstatten. "Die Monarchie garantiert die Stabilität unseres Landes."

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