Manchmal braucht die Liebe Unterstützung, das gilt auch - oder gerade - für "alte Hasen". Der Paartherapeut David Wilchfort und die sueddeutsche.de-Redakteurin Violetta Simon suchen im gemeinsamen Gespräch Antworten auf Beziehungsfragen unserer Leser - und zwar immer für beide Partner.
Um die persönliche Situation von Adam und Eva zu verdeutlichen, haben wir deren Anliegen von zwei Schauspielern nachsprechen lassen. Eva wird gesprochen von Agnes Müller, Adam von Rüdiger W. Kunze. Klicken Sie auf die Videos, um sie abzuspielen.
Eva: Ich bin in einen anderen Mann verliebt. Vor zwei Wochen habe ich den Druck nicht mehr ausgehalten und es meinem Mann erzählt. Der hat ganz anderes reagiert, als ich es erwartet hatte. "Du musst dich entscheiden", hat er nüchtern gesagt und sich weggedreht. Ich aber hätte mir eher einen Wutanfall gewünscht.
Adam: Meine Frau hat mir gestanden, dass sie einen Verehrer hat. Ich finde das natürlich nicht gut. Dennoch ist es ihre Entscheidung, ob sie unsere Beziehung noch will oder nicht. Das muss sie ganz alleine mit sich ausmachen. Wenn sie zu einem Entschluss gekommen ist, werde ich meine Konsequenzen ziehen.
sueddeutsche.de: Ist doch schön, wenn man die Entscheidung und den Schwarzen Peter in die Hände des Partners legen kann. Die Art, wie Adam auf Evas Geständnis reagiert, könnte erklären, warum sie sich zu einem anderen Mann hingezogen fühlt.
David Wilchfort: Ja, Eva hatte eine Vorstellung, wie Adam hätte reagieren sollen. Dadurch hat sie versäumt, zu erkennen, was noch hinter seiner Reaktion stecken könnte.
sueddeutsche.de: Sie meinen - außer seiner verletzten Eitelkeit oder diesem zur Schau gestellten Desinteresse?
Wilchfort: Genau. Sie ist so beschäftigt mit ihrer eigenen Verunsicherung und der Frage "Wie wichtig bin ich ihm noch?", dass sie seine Unsicherheit gar nicht wahrnimmt.
sueddeutsche.de: Gut, ich kann mir vorstellen, dass ein Mann, der gerade erfahren hat, dass seine Frau in einen anderen verliebt ist, verunsichert ist. Aber ich verstehe nicht, dass er es so formuliert, als wäre ihm die Sache egal. Warum tut er das - um sich zu schützen? Dafür steht meiner Meinung nach zu viel auf dem Spiel.
Wilchfort: Er sagt: "Wenn sie zu einem Entschluss gekommen ist, werde ich meine Konsequenzen ziehen." Das kann heißen: Ihm ist die Richtung ihrer Entscheidung gleichgültig, es kann aber auch bedeuten, dass er glaubt, ihre Entscheidung nicht beeinflussen zu können. Ich würde eher auf das zweite tippen. Sonst hätte er nach ihrer Eröffnung einfach die Beziehung für beendet erklärt.
Sehen Sie auf der nächsten Seite, was Adams Reaktion bedeutet ...