Kindergärten:Verband schlägt wegen Fachkräftemangels an Kitas Alarm

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Eine Mitarbeiterin steht in der Kita Biberburg in Gatow. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Allerorten fehlen Fachkräfte, die Berliner Kitas bilden da keine Ausnahme. Nun meldet sich ein Branchenverband zu Wort. Wie dramatisch ist die Lage?

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Berlin (dpa/bb) - Der Verband der Kleinen und Mittelgroßen Kitaträger in Berlin (VKMK) fordert vom Senat und der schwarz-roten Koalition entschlossene Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel in Kitas. Dieser habe sich zuletzt weiter verschärft, sagte Geschäftsführer Lars Bekesi der Deutschen Presse-Agentur. „Gleichzeitig ist der Anteil von Kindern mit besonderem Förderbedarf dramatisch angestiegen.“

Es sei nicht nur schwer, neue Erzieherinnen und Erzieher und andere Mitarbeiter zu finden, schilderte Bekesi. „Viele Beschäftigte verlassen die Kitas und kehren dem Beruf ganz den Rücken.“ Stress, hohe Belastung und hoher Druck hätten auch zur Folge, dass der Krankenstand beim Kita-Personal laut einer neuen Umfrage unter Verbandsmitgliedern weiter zugenommen habe. „Das alles ist alarmierend.“

Nach Einschätzung Bekesis müssen in der aktuellen Situation alle Kräfte mobilisiert werden, um in erster Linie Fachkräfte in den Kitas zu halten. Er appellierte an die Politik in Berlin, die Kita-Sozialarbeit auszubauen, damit Erzieher von ihren eigentlichen Aufgaben entlastet werden. „Wir brauchen in jeder Kita Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter“, mahnte er. „Ein Modellprojekt reicht da nicht aus. Wir erwarten von den laufenden Haushaltsverhandlungen, dass das in die Fläche ausgerollt wird.“

Zu den Forderungen des Verbandes gehört auch, die Alltagshelfer unterschiedlicher Professionen in Kitas besser im Stellenschlüssel zu berücksichtigen. Beschäftigte müssten mehr Karrierechancen bekommen und mehr Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Mehr Digitalisierung und Nutzung künstlicher Intelligenz könnten die Situation ebenfalls verbessern. „Das alles kostet Geld“, so Bekesi. „Wir brauchen im Doppelhaushalt 2025/2026 eine Milliarde Euro zusätzlich im System.“

Laut Bildungsverwaltung arbeiten in 2902 Berliner Kindertageseinrichtungen etwa 36.400 Beschäftigte (Stand 30. Juni). Der Erziehermangel sei bundesweit eine der größten Herausforderungen, räumte eine Sprecherin ein. Ziel sei daher, das Berufsfeld attraktiver zu machen, etwa durch die Entwicklung eines Konzeptes zur Arbeit in multiprofessionellen Teams. Der Senat verfolge diverse Projekte, um mehr Absolventen wie auch mehr Quereinsteiger für Kitas zu gewinnen, um Aus- und Weiterbildung zu verbessern. Man setze dabei früh an: Schon für Schüler würden Berufspraktika angeboten.

Mit dem sogenannten Kita-Qualitätsgesetz stünden für die nächsten zwei Jahre 173 Millionen Euro vom Bund für die Qualitätsentwicklung zur Verfügung, hieß es weiter. Schwerpunkte seien unter anderem die Integration von Kindern mit Behinderung, die Unterstützung der Fachkräfte durch Fachberatung, die Stärkung der Kindertagespflege und „unterstützende Digitalisierung“ der Einrichtungen.

„Frühkindliche Bildung heißt: Chancen von Anfang an“, sagte Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) der dpa. „Kitas sind nicht einfach Betreuungseinrichtungen. Sie sind Bildungs- und Chanceneinrichtungen.“ Das neue Kita-Qualitätsgesetz stelle dafür die entscheidenden Weichen, die Qualität der Betreuung rücke stärker in den Fokus. „Für Berlin spielt dabei der Erhalt der Sprachförderung aus den Sprach-Kitas eine entscheidende Rolle - denn Sprache ist das Tor zur Welt.“

Nach Angaben der Bildungsverwaltung verfügt Berlin derzeit über 189.637 Plätze in Kitas und der Kindertagespflege. Davon waren Stand 31. Juli 181.045 belegt und 8592 Plätze frei. Vor einem Jahr gab es rund 1500 Plätze weniger. Verbandsgeschäftsführer Bekesi wies darauf hin, dass in Statistiken die Zahl der Kita-Plätze mit Betriebserlaubnis steht. Wegen des Fachkräftemangels könnten sie nicht alle besetzt werden. Gleichwohl geht er davon aus, dass die Zahl der Plätze momentan berlinweit ausreicht, um den Bedarf zu decken, wobei es je nach Stadtteil lokale Unterschiede gebe.

Berlin stellt Kitaplätze kostenfrei zur Verfügung. Es besteht zudem ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung. Im Unterschied zu der Bildungsqualität in Schulen steht Berlin bei der frühkindlichen Bildung im Vergleich der Bundesländer gut da.

© dpa-infocom, dpa:230902-99-48621/3

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