80 Jahre Monopoly:Kapitalismus aus Karton

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Mit einer Handvoll Euros will Hasbro das 80. Jubiläum von Monopoly zelebrieren. (Foto: AFP)
  • Zum 80. Geburtstag von "Monopoly" legt Hasbro in Frankreich 80 Spielen echtes Geld bei - nur ein Käufer hat die Chance auf den Höchstbetrag von 20 580 Euro.
  • Laut der Auswertung einer Datenbank gehört "Monopoly" zu den schlechtesten Brettspielen.
  • Glück ist die entscheidende Spielmechanik des Brettspiel-Klassikers.

Von Daniel Wüllner

Kapitalismus spielend erklären. Das versucht das Brettspiel "Monopoly" seit 80 Jahren - und quält seine Spieler dabei mit unerträglicher Langeweile. Auch die aktuelle Werbekampage in Frankreich zelebriert nur die zufällige Anhäufung von Kapital und steht sinnbildlich für all das, was "Monopoly" zu einem schlechten Brettspiel macht.

Hersteller Hasbro will den 80. Geburtstag seines Brettspielklassikers in Frankreich feiern: Anlässlich dieses Jubiläums liegen 80 neu ausgelieferten Spielpackungen neben dem Spielgeld auch echte Euro-Scheine bei. "Wir wollten etwas Einzigartiges machen", sagt Hasbro-Markenmanager Florence Gaillard.

Angestellte von Hasbro Frankreich zählen Notenbündel für die Werbekampagne ab. (Foto: AFP)

Seit diesem Montag fixt Hasbro seine Kunden mit Kleckerbeträgen an: 69 Packungen enthalten je 50 Euro und in zehn Packungen hat die Firma je 100 Euro versteckt. Nur ein glücklicher Käufer hat die Chance, einen Betrag in voller Höhe der Spielgeld-Summe von 20 580 Euro zu bekommen.

Jeder kennt "Monopoly", aber keiner mag es

Laut Oliver Roeder gehört "Monopoly" zu den schlechtesten Brettspielen, die je erfunden wurden. Der "FiveThirtyEight"-Autor hat für seine Analyse die Datenbank der größten amerikanischen Brettspieleseite Boardgamegeek ausgewertet. Roeder kommt zu dem Schluss, dass zwar viele Menschen "Monopoly" spielen, aber nur wenige Freude daran finden.

Aus Mangel an Alternativen kommt das kapitalistische Manifest aus Karton auch in Deutschland immer wieder auf den Tisch. Gemeinsam mit "Risiko" und "Mensch ärgere dich nicht" steht das Spiel stellvertretend für alle Brettspiele - leider zu unrecht.

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Warum "Monopoly" so ein unausstehliches Brettspiel ist?

Ein gutes Brettspiel, schreibt Roeder, sollte zu gleichen Teilen aus Geschick, Strategie und Glück bestehen. "Monopoly" dagegen verwehrt dem Spieler jede Möglichkeit, durch sein Handeln den Spielverlauf aktiv zu beeinflussen. Würfeln muss er, kaufen kann er. Das ist die einzige Option, die zur Verfügung steht.

Das Brettspiel startet mit dem Versprechen, sich im Wettstreit um die besten Grundstücke zu messen. Doch ab dem ersten Würfelwurf entscheidet allein das Glück. Würfeln und kaufen, würfeln und kaufen, würfeln und kaufen. Wenn ein Mitspieler pleite ist, scheidet er sofort aus. So sieht unkontrollierter Kapitalismus in Reinform aus. Interaktion beschränkt sich auf die Auktionen von Straßen.

Dabei leben Brettspiele gerade von der sozialen Interaktion: Ein Spiel soll Menschen an einen Tisch bringen und sie nicht davon treiben. Neuere Brettspiele stellen den Spieler in den Mittelpunkt - und nicht das Brett mit all seinen kleinen Plastikhäusern und -hotels.

Über den Sieg entscheiden am Ende allein die Würfel. Viele Häuser auf der Schlossallee oder auf zusammenhängenden Straßenzügen läuten das oftmals zähe Finale von "Monopoly" ein. Statt rasantem Turbokapitalismus würfeln die verbliebenden Spieler verbissen um ein paar Scheine Spielgeld. Jede noch so geschickte Transaktion wird durch das nicht enden wollende Würfeln förmlich zur Unsinnigkeit zermahlen.

Am Ende einer ermüdenden "Monopoly"-Partie hat niemand wirklich gewonnen.

Für kein Geld der Welt würde der Autor noch mal über Los ziehen. (Foto: N/A)

500 000 "Monopoly"-Spiele werden jährlich in Frankreich verkauft und daran wird sich in den nächsten 80 Jahren leider wenig ändern. Vielleicht entschädigt Hasbro Frankreich ausgewählte Spieler im Vorhinein mit dem Bonus von 50 oder 100 Euro für die verlorene Zeit.

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