Italienisches Kulturgut:Schuhe statt Wissenschaft

Sie haben die Moonboots erfunden oder die zweifarbigen Schuhe, die Gangster Al Capone trug. Nun ist die Schuhkultur der Italiener bedroht, trotz prominenter Träger.

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(Foto: rtr)

Sie haben die Moonboots erfunden oder die zweifarbigen Mafiaschuhe, die Al Capone in Chicago trug. Doch die italienische Schuhkultur ist bedroht - trotz prominenter Träger. Schuhe haben in der Politik eine wichtige Funktion. Joschka Fischer protestierte mit Turntretern im hessischen Landtag gegen bürgerliche Ordnungen, ein Iraker verfehlte mit Halbschuhen knapp George W. Bush, Nicolas Sarkozy simuliert politische Größe mit waghalsigen Absätzen. In Italien nimmt der Schuh eine Sonderrolle ein - wie auch Silvio Berlusconi. Stets trägt er "scarpe italiane", mal rahmengenäht, mal luftgefedert, aber nie billig. Damit steht er in der Tradition anderer italienischer Helden... Text: Claudia Fromme/suddeutsche.de

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(Foto: Region.WOR)

Pinocchio bevorzugt schmale Stiefel für seine schlanken Marionettenbeinchen, was erhöhten Arbeits- und Materialaufwand bedeutet. Früher konnten sich Stiefel nur wohlhabende Leute leisten. Ob man Silvio Berlusconi in Zukunft noch mit dem noblen Schuhwerk sehen wird?  Schließlich muss der Premier nun doch geizen, am Donnerstag drückte er im Senat sein Sparpaket durch. Universitäten beklagen bereits bitterlich den um 17 Prozent gekürzten Etat, doch Berlusconi kontert jovial: "Warum müssen wir Forscher bezahlen, wenn wir die besten Schuhe der Welt machen?"

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(Foto: online.sdeleben)

Die Italiener haben die Moonboots erfunden, die Slipper mit Haxennoppen, die Edeltreter aus Paketschnur im Atelier Ferragamo oder die zweifarbigen Mafiaschuhe, die auch Al Capone in Chicago gerne trug. Italienische Kreationen sind manchmal aber auch wahre Meisterwerke und verzaubern ihre Träger. Und Trägerinnen. Oder warum sieht Sophia Loren auf diesem Bild so sexy aus? Das liegt sicher auch an diesen atemberaubendem Nichts an hochhackigen Schuhen!

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(Foto: ag.rtr)

Allerdings ist die Liebe der Italiener zu ihren Schuhen bedroht. Die Manufakturen plagen Billigimporte aus China. Aufsehenerregende Schuhkultur sieht man dagegen immer noch an den Füßen von Donatella Versace, der Chefin des Modehauses Versace...

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(Foto: ag.rtr)

...und auch Stefano Gabbana (rechts) von dem Designerlabel Dolce&Gabbana hält offensichtlich nicht viel von klassischem Understatement. Wenn schon Turnschuhe, eigentlich eine absolute Modesünde im Schuhland Italien, dann bitte in poshy Goldoptik.

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(Foto: dpa)

Auch in Turnschuhen, aber weniger elegant: Cesare Pagano, Drogen-Boss der Camorra, der kürzlich bei Neapel verhaftet wurde. Die dicksohligen Produkte der italienische Marke Hogan sind eher für den rustikaleren Geschmack.

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(Foto: ag.dpa)

Kein Italiener, aber zumindest modisch voll integriert: Papst Benedikt XIV. Seine roten Schuhe sind bei jedem Auftritt ein garantierter Hingucker - auch wenn sie nicht, wie häufig behauptet wird, von Prada hergestellt werden, sondern einem traditionellen italienischen Schuhmacher.

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(Foto: bug.bildmail)

Keine roten Schuhe wie der Papst trägt hingegen Herr Rossi: Der italienische Industriearbeiter auf der Suche nach dem Glück bevorzugt schlichte Konturen und unauffällige Farben. Bei der wechselhaften Mode ist das für ihn als Zeitreisenden vermutlich das optimalste.

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