Gesellschaft:Kinderumfrage: Deutschland ist nicht gerecht

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Berlin (dpa) - Was ist Gerechtigkeit? "Dass man miteinander teilt und nicht jemanden einfach so stehen lässt", antwortet eine Siebenjährige, und ein Zehnjähriger: "Dass jeder gleich behandelt wird und die gleichen Möglichkeiten hat."

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Berlin (dpa) - Was ist Gerechtigkeit? „Dass man miteinander teilt und nicht jemanden einfach so stehen lässt“, antwortet eine Siebenjährige, und ein Zehnjähriger: „Dass jeder gleich behandelt wird und die gleichen Möglichkeiten hat.“

Insgesamt 2500 Kinder zwischen sechs und elf Jahren wurden in Deutschland für die 3. World Vision Studie mit Schwerpunkt Gerechtigkeit befragt. Fazit: Nur jeder zweite findet, dass es in Deutschland insgesamt gerecht zugeht.

In Deutschland würden vor allem ärmere Menschen ungerecht behandelt, findet mehr als die Hälfte der Kinder. 40 Prozent gaben an, dass dies auch Menschen ausländischer Herkunft betreffe. In der Familie und unter Freunden fühlen sich hingegen 90 Prozent der Kinder grundsätzlich gerecht behandelt, in der Schule etwa 80 Prozent.

Auch zeigte sich: Ärmere Kinder sind mit ihrem Leben deutlich unzufriedener als Altersgenossen aus höheren sozialen Schichten. Während aus Ober- und Mittelschicht etwa 90 Prozent der Sechs- bis Elfjährigen rundum zufrieden sind und sich auch von Eltern und Lehrern gut unterstützt fühlen, äußern sich knapp 30 Prozent der Kinder aus einfachen Verhältnissen dazu negativ oder bestenfalls neutral.

„Es ist wieder mal erstaunlich, mit welcher Klarheit Kinder ihre Umwelt und ihre Mitmenschen betrachten und bewerten“, sagte Kindheitsforscherin Prof. Sabine Andresen, die die Studie zusammen mit Sozialwissenschaftler Prof. Klaus Hurrelmann leitete. „Betrüblich ist, dass sich in Bezug auf benachteiligte Kinder wenig getan hat.“

So haben Kinder aus benachteiligten sozialen Schichten laut Studie auch die geringsten Selbstbestimmungsmöglichkeiten im Alltag. Während insgesamt 90 Prozent der Kinder - abhängig vom Alter - selbst entscheiden, mit welchen Freunden sie sich treffen und was sie in ihrer Freizeit machen, dürfen dies nur drei von vier Kindern aus einfachen Verhältnissen.

„Im Ergebnis muss davon ausgegangen werden, dass auch weiterhin etwa ein Fünftel der Kinder in ihren Entwicklungsmöglichkeiten maßgeblich aufgrund ihrer sozialen Herkunft eingeschränkt sind“, schließen die Forscher. Auch zum Freizeitverhalten und zum Schulleben wurden die Kinder befragt. Wie schon in die beiden Vorgängerstudien von 2007 und 2010 stand dabei das subjektive Erleben der Kinder im Mittelpunkt.

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