Fashion Week Paris:Weil ich ein Mädchen bin!

Es wird wieder weiblicher im Frühjahr/Sommer 2012, doch zur Dame hat es nicht gereicht: Louis Vuitton, Valentino und Chanel einigen sich bei der Pariser Fashion Week auf die Mädchenhaftigkeit - und sehen dabei ganz schön alt aus.

Peter Bäldle

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Es wird wieder weiblicher, doch zur Dame hat es nicht gereicht: Louis Vuitton, Valentino und Chanel einigen sich bei der Pariser Fashion Week auf die Mädchenhaftigkeit - und sehen dabei ganz schön alt aus. Kommt er oder kommt er nicht? Das ist die Frage, die in den Abschlusstagen der Pariser Designerschauen immer wieder diskutiert wird. Die Rede ist von Marc Jacobs, dem Louis-Vuitton-Designer, der Gerüchten zufolge John Galliano bei Dior nachfolgen soll. Allerdings, so lässt das Modehaus verlauten, wolle man sich die Entscheidung bis zum Jahresende vorbehalten.

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Bis dahin muss Bill Gaytten, ein etwas ältlich wirkender Mann von 50 Jahren, als Übergangsdesigner den Kopf hinhalten für Kleider, die bei Deutschlands Moderedakteurinnen zwischen "hübsch" und "scheußlich" rangieren. Eine Chefredakteurin kommentiert Diors Nach-Galliano-Mode als "Showroom-Kollektion, die man eigentlich nicht auf dem Laufsteg zu zeigen braucht".

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Den Mangel an Kreativität versucht das Haus Dior mit einer rigorosen Verknappung für Einladungen auszugleichen, mit einem bizarren Security-Aufgebot und mit dekorativen Damen für die erste Reihe namens Déborah François, Roxanne Mesquide und Olivia Palermo (im Bild), die genauso zweitrangig sind wie die Kollektion.

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Umso heller strahlt die Konkurrenz. Karl Lagerfeld verwandelt für Chanel das Grand Palais, jenen altehrwürdigen Ausstellungspalast aus der Belle Epoque, in ein muschelweißes Aquarium mit riesigen Algenbüscheln, Seeschnecken, Fischen und anderem Meeresgetier, zwischen denen Mädchen im Chanel-Kostüm flanieren, mit kurzer Jacke zum wippenden Dirndlrock.

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Perlen zieren die Kanten, schmücken Hals und Haar, silberne Stiefeletten kommen auf halbhohem Muschelabsatz daher. Den Akzent setzt Lagerfeld auf Rückansichten, die er blousonweit schneidet, in Falten legt oder einfach weglässt. Glitzernde und wie Perlmutt schimmernde Stoffe vermitteln fast futuristische Wirkungen.

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Was auffällt, ist Lagerfelds deutliche Abkehr von allem Maskulinen, genauer: Er zeigt keine einzige Hose. Weiblichkeit steht wieder einmal im Blickpunkt der Designer und wird auf unterschiedlichste Weise interpretiert.

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So hat Stefano Pilati für Yves Saint Laurent die Couture als Inspiration entdeckt. Wie Lagerfeld experimentiert er mit Rücken, rundet wie Maikäferflügel, für Mäntel und Jacken.

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Und erstmals bekennt er Farbe, einst Saint Laurents Stärke, wobei Pilati den Sommer meist mit Winterfarben wie Moosgrün, Graphit und Petrol koloriert.

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Spitzen in Weiß und Pastell, dazu Organza in Pudertönen lassen Valentinos Mädchenkleider schweben.

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Maria Grazia Chiuri und Pier Paolo Piccioli zeigen mit Rüschen und Blüten an flatternden Röcken mit zierlicher Taille "Sweet Fashion", jene "süße Mode", die Miuccia Prada gerade in Mailand als Erste ins Spiel gebracht hat.

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Der Gegenentwurf sind Kurven auf mörderhohen Absätzen: knallenge Leggings, kurze Röcke mit hohen Bogenausschnitten, dazu perfekt taillierte, hautfarbene Männerjacketts. So gesehen bei Riccardo Tisci für Givenchy.

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Mit tief gezogenen Satinrevers und glockige Saumvolants erinnern sie an Azzedine Alaia, den gefeierten Designer der achtziger Jahre.

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Sind die Achtziger überhaupt noch ein Thema? Ausgerechnet für Lanvin zeigt der gemütlich-dickliche Alber Elbaz die ungemütlichsten, dicksten und breitesten Schultern von Paris an ärmellosen Kleidern oder Smokingjacken.

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Düstere Farben um Schwarz beschwören den Film "Blade Runner", und dicke Anakonda-Schlangen, auf Seidenkleider gedruckt, heben kaum die Stimmung.

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Manchem mag dieser Schritt zurück zu Recht als Rückschritt erscheinen. Umso geradliniger powert Phoebe Philo für Céline weiter den Minimalismus nach vorne. Sie zeigt plissierte Rückfronten an Ärztekittelhemden, schneeweiße Militärjacken mit breitem Gürtel, wadenlange Faltenröcke und petrolfarbene Kittelkleider mit gewaltigen Ärmeln.

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Auf weißen Rippenpullovern geht Japans rote Sonne auf, was die Beliebtheit des Labels in Asien noch weiter steigen lässt.

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Ein noch geschickterer Coup gelingt Albert Kriemler, als er zur Präsentation seiner Akris-Kollektion, als einziger Designer in Paris, Fürstin Charlène von Monaco in der ersten Reihe begrüßen darf. Der Schweizer, der auch ihre Garderobe für öffentliche Anlässe entwirft, nimmt das Autorennen um den Großen Preis von Monaco zum Anlass, um mit satten Farben, spektakulären Drucken und eleganter Sportlichkeit dem Minimalismus ein neues Kapitel aufzuschlagen.

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Auch die deutschen Designer in Paris liegen gut im Rennen. Die Münchner Johnny Talbot und Adrian Runhof lenken mit Blousonweiten und breiten Schleifendrapés den Blick auf Rückfronten und reihen sich damit zwischen Chanel und Saint Laurent ein.

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Auch sie ließen sich dafür von der Couture inspirieren, von Christian Lacroix' letzter Patou-Kollektion in den Achtzigern, die kürzlich in Paris unter den Hammer kam

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(Foto: René Storck)

Indochina, das Mekong-Delta und Marguerite Duras' "Der Liebhaber" wehen ganz sanft durch René Storcks mutiges Spiel mit Längen und Weiten. Knöchellange, hoch geschlitzte Tuniken begleiten Hosen, lässige Hemdenblusenkleider werden über lange Röcke gezogen. Dazu lässt der Frankfurter Kinderlieder erklingen in der Pagode, das mit kostbaren chinesischen Antiquitäten ausgestattete Stadtpalais eines Asienreisenden im vorigen Jahrhundert.

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Über all der Schönheit hätte man fast Marc Jacobs' Louis-Vuitton-Spektakel vergessen als krönender Abschluss der Pariser Fashion Week. Gibt Magic Marc einen Hinweis?

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(Foto: dpa)

Die Neugier ist groß, als sich der Vorhang zum Défilé hebt, und ein schneeweißes Kinderkarussell zum Vorschein kommt mit Spiegeln, Lichtern und den Mädchen auf hölzernen Schimmeln.

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Als sie ihre Runden drehen in voluminösen Mänteln, glockig wippenden Kuppelröcken und starren Trapezjacken aus weißer Tortenspitze, die ein Hauch von Schleiertüll in Zuckerfarben wie ein Kokon umhüllt, kann man sich das sehr gut bei Dior vorstellen.

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