Kolumne: Die Altersweisen:Was hast du dieses Jahr zum ersten Mal gemacht?

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(Foto: imago images/photo2000)

Emily, 19, erzählt von ihrem ersten Fallschirmsprung, Joschka, 89, hat zum ersten Mal jemanden gepflegt. Wie junge und alte Menschen die Welt sehen, erzählen sie in dieser Kolumne.

Protokolle von Niko Kappel

Emily, 19, kommt aus Baden-Württemberg, lebt gerade in den USA und will bald studieren:

(Foto: privat)

"Ich bin dieses Jahr zum ersten Mal in meinem Leben aus einem Flugzeug gesprungen. Meine Freunde überredeten mich, einen Fallschirmsprung zu machen. Es war überhaupt nicht schlimm, wie Achterbahn fahren. Erst danach habe ich wirklich realisiert, dass ich gerade einen Fallschirmsprung aus einem Flugzeug gemacht hatte. So krass.

Gerade bin ich für ein Jahr in Amerika. Deshalb erlebe ich sehr viele erste Male. Zum ersten Mal im Leben habe ich einen Sushi-Burrito gegessen, das war toll. Aber 2022 war noch so viel mehr! Ich habe zum Beispiel mit meinen Freunden einen Roadtrip an der Ostküste gemacht. Da wurde ich zum ersten Mal in meinem Leben von der Polizei angehalten. Zum Glück durften wir weiterfahren. Ein Stopp auf unserer Reise war New York City. Dort haben wir uns alle eine Blume tätowieren lassen."

Joschka, 89, lebt mit seiner Frau in Berlin und ist seit mehr als 50 Jahren verheiratet:

(Foto: privat)

"Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal einen Menschen gepflegt. Meine Frau wurde schwer krank. Bei ihr kam in 2022 alles auf einmal. Erst erlitt sie einen kleinen Schlaganfall. Dann hatte sie auch noch eine schwere Corona-Infektion. Meine Frau arbeitete jahrzehntelang in einer Chemiefabrik. Die Dämpfe belasten immer noch ihre Lunge. Deshalb war Covid sehr schlimm für sie.

Die vergangenen Jahre verbrachten wir den Sommer immer auf unserem Boot. Wir sind wochenlang die Havel in Brandenburg heruntergeschippert. Auf dem Boot schliefen wir auch, es war unser Zuhause. Weil meine Frau so krank war, mussten wir das Boot im Herbst verkaufen.

Dieses Jahr habe ich gelernt, geduldig zu sein. Ich war für sie da. Körperlich und mental. Wir stehen das zusammen durch, haben wir uns immer wieder gesagt. Heute geht es ihr schon viel besser. Sie wird wieder fit. Im nächsten Sommer wollen wir eine Donauschifffahrt machen. Das ist unser Lichtblick."

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