Bild der Woche:Moment mal

(Foto: Luis Tato/AFP)

Königin Camilla mit einem Elefantenbaby in Nairobi, Kenia, 1. November 2023.

Von Paul Munzinger

Königin Camilla füttert ein Elefantenbaby mit der Flasche: Sähe man sich nur dieses Bild von der Kenia-Reise des britischen Königspaares an, könnte man meinen, es wäre ein royaler Afrika-Aufenthalt wie in alten, anderen Zeiten gewesen. Mit jubelnden Menschen, wehenden Union Jacks und ans Herz gehenden Tierbegegnungen. Doch der erste Besuch von König Charles III. in einem Commonwealth-Staat war keine Vergnügungsfahrt mit Safarihut und Empire-Nostalgie, sondern eine Reise im Zeichen der Reue. "Die Untaten der Vergangenheit sind Ursache größter Trauer und tiefsten Bedauerns", sagte Charles in Nairobi. Er bezog sich auf die Niederschlagung des Mau-Mau-Aufstands in den 1950ern durch die britische Kolonialmacht. Für die "abscheulichen Gewalttaten" gebe es keine Entschuldigung. Genau das - eine Entschuldigung - hatten sich viele Kenianer gewünscht. Sie blieb aus, mutmaßlich um keine Reparationsforderungen zu legitimieren. Reue und Demut sind angesichts der Kolonialvergangenheit geboten, aber die Dosis hängt auch von der Tagespolitik ab. Das gilt für Deutschland ebenso, das Afrika soeben mit Kanzler, Innenministerin und Bundespräsident auf einmal beehrte. Und während Olaf Scholz in Nigeria über Gas und Migration verhandelte, tat Frank-Walter Steinmeier in Tansania, einstmals Teil von Deutsch-Ostafrika, das, was König Charles in Kenia vermied: Er entschuldigte sich.

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