Bild der Woche:Moment mal

(Foto: STR/AFP)

Kim Jong-un beim Besuch des Marinekommandos, unbekannter Ort in Nordkorea, 27. August 2023.

Von Thomas Hahn

Wer beruflich mit der Leitung von Parteidiktaturen befasst ist, kommt ohne ein gewisses PR-Talent nicht aus. Kim Jong-un zum Beispiel, der seit zwölf Jahren als Machthaber Nordkoreas arbeitet, muss in den Staatsmedien immer eine gute Figur machen. Egal, ob er zu Propagandazwecken durch die Winterlandschaft des Berges Paektusan reitet oder in Stoffhosen durch überschwemmte Felder watet. Die Leute sollen glauben, dass ihr Herrscher ein Alleskönner ist, der sich kümmert. Natürlich sollten sie das auch glauben, als Kim Jong-un (Mitte) vergangene Woche das Marinekommando seiner Volksarmee besuchte. Das Bild der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA zeigt Kim als väterlichen Staatsmann. Sein Anzug passt zur aufgeräumten Stimmung: hell, aber dunkel genug, um sich von den weißen Uniformen der Seestreitkräfte abzuheben. Im Hintergrund jubelt eine Menge linientreuer Soldaten. Kim selbst hat einen Admiral an die Hand genommen und lässt sich von diesem irgendwas zuflüstern. Was? Einen Witz? Ein Kompliment? Eine Lästerei über die Feinde aus Amerika? Schwer zu sagen, aber der General flüstert sicher keine kritische Nachfrage zu Nordkoreas Atomwaffen oder zur durchwachsenen Lebensmittelversorgung. Solche Fragen schätzt Kim Jong-un nämlich nicht. Und man darf sich nicht täuschen lassen von der Parteidiktaturwerbung: Der Zorn des väterlichen Kim kann Menschenleben kosten.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Fassung war die Rede davon, Kim Jong-un habe einen "General" an die Hand genommen. Gemeint war ein Admiral.

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