Bild der Woche:Moment mal

(Foto: Tobias Schwarz/AFP)

Finanzminister Christian Lindner auf der Republica in Berlin, 5. Juni 2023.

Von Claus Hulverscheidt

Manchmal passt der Bildhintergrund besser zum eigentlichen Motiv eines Fotos, als es sich ein Marketingmensch hätte ausdenken können. Wir sehen also Christian Lindner bei der Digitalmesse Republica in Berlin, hinter ihm in fetten schwarzen Lettern auf knallrotem Grund das Wort "Cash". "Cash" war diesmal das Leitthema der dreitägigen Messe, es ging in den Reden und Talkrunden um Haben und Nichthaben, Verantwortung und Zusammenhalt. Die Videowand lieferte somit nicht nur die Kulisse für Lindner, sondern auch für andere Redner. Und doch steht der comicartige Hintergrund wohl niemandem besser als Bundesfinanzminister Lindner, dem es bei der Aufstellung des Haushalts 2024 notorisch an Cash fehlt - der aber zugleich praktisch alle Cash-Angebote ablehnt, die man ihm unterbreitet: etwa jenes der Millionenerbin Marlene Engelhorn, die zuvor auf der Bühne für ihren Aufruf gefeiert worden war, Menschen wie ihr viel mehr Erbschaftsteuer abzuverlangen. Zwar würden davon allein die Bundesländer profitieren, dennoch sagte Lindner unter Geraune und vereinzelten Buhrufen: "Das halte ich für keinen guten Rat." Aus Sicht des FDP-Chefs wäre es falsch, Kapital aus Firmen abzuziehen - selbst wenn das heißt, dass die Tochter eines millionenschweren Fabrikbesitzers besser wegkommt als der Neffe, der Omas kleines Sparbuch erbt. Cash ist eben nicht gleich Cash.

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