Auto:Reithofer tritt als BMW-Chef ab

München/Wolfsburg (dpa) - Als erster deutscher Autokonzern hat BMW den Generationswechsel an der Unternehmensspitze eingeläutet.

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München/Wolfsburg (dpa) - Als erster deutscher Autokonzern hat BMW den Generationswechsel an der Unternehmensspitze eingeläutet.

Bei den Münchnern rückt der bisherige Produktionschef Harald Krüger (49) im Mai kommenden Jahres an die Spitze der Konzernführung und löst dort BMW-Boss Norbert Reithofer ab, der Aufsichtsratschef wird.

Ein weiterer BMW-Manager wechselt zur Konkurrenz nach Wolfsburg: Europas größter Autobauer Volkswagen holt Herbert Diess, den bisherigen BMW-Entwicklungsvorstand. Der 56-Jährige soll im VW-Konzernvorstand von Oktober 2015 an Chef der zuletzt renditeschwachen Kernmarke VW-Pkw werden.

Volkswagen bedient sich mit dem Diess-Wechsel schon zum zweiten Mal in diesem Jahr bei der Konkurrenz. Die Niedersachsen hatten im Frühjahr dem Wettbewerber Daimler dessen Vorstand Andreas Renschler abgeworben und sich so mit einem ausgewiesenen Nutzfahrzeugexperten verstärkt. Renschler, der wie BMW-Mann Diess aus vertraglichen Gründen eine längere Wartezeit einhalten muss, soll bei Volkswagen von Februar 2015 an die Lkw- und Bus-Allianz auf Vordermann bringen.

Über die Führungsnachfolge bei Daimler und Volkswagen gibt es bisher nur Spekulationen. Dem "Spiegel" sagte Winterkorn jüngst mit Blick auf seinen Ende 2016 auslaufenden Kontrakt: "Momentan sieht es so aus, dass ich meinen Vertrag erfülle. Wie es danach weitergeht, wird sich zeigen. Ich wäre dann 69, eigentlich alt genug, um aufzuhören." Daimler-Chef Dieter Zetsche wird im Mai 62 und hatte 2013 noch einmal eine Verlängerung erhalten - jedoch nur für drei statt der sonst üblichen fünf Jahre.

BMW sorgt mit dem Reithofer-Wechsel nun für klare Verhältnisse. In der Branche kommt die Personalie zwar nicht völlig unerwartet, aber dennoch überraschend - denn auch eine Verlängerung von Reithofers Vertrag war Teil der Spekulationen.

So gibt NordLB-Autoanalyst Frank Schwope zu bedenken, dass BMW diesen Herbst den Vertrag des Finanzvorstands Friedrich Eichiner (59) bis 2017 verlängerte. Gewöhnlich beruft BMW seine Vorstände spätestens mit 60 Jahren ab. "Der Konzern setzt mit dem anstehenden Wechsel klare Signale und macht den Weg frei für einen Generationswechsel im Haus", sagte Schwope.

So will es auch BMW verstanden wissen: Dem Konzern sei daran gelegen, Verantwortung für die Weiterentwicklung "rechtzeitig an nachfolgende Generationen zu übergeben", begründete Aufsichtsratschef Joachim Milberg den Schritt. "Die Automobilindustrie befindet sich weiter im Umbruch." Milberg ist 71 und soll den Aufsichtsratsvorsitz im Mai an Reithofer übergeben.

Analyst Schwope sieht Reithofers Nachfolger, den 49-jährigen Krüger, stellvertretend für eine jüngere Managergeneration vor "gravierenden Veränderungen". Dazu zählten angesichts des endlichen Öls und strikter CO2-Vorschriften aus Brüssel vor allem neue Antriebe rund um die Elektromobilität und der Trend zu kleineren, abgasarmen Motoren.

Neben diesen technologischen Herausforderungen kämpfen die Autobauer mit historischen Umwälzungen auf den Märkten. Während zunehmend China und andere Wachstumsländer in Übersee für den Absatz sorgen, bleibt die Lage auf dem gesättigten Markt Europa schwierig - dort fuhren die heimischen Hersteller aber bisher traditionell hohe Margen ein. Bei BMW kletterten Gewinn und Verkaufszahlen seit 2010 stetig.

Und um die umkämpften Neukunden auf dem Heimatkontinent werben die Autobauer nicht nur mit harten Bandagen. Auch neue Konzepte wie das Car-Sharing, die das individuelle Autobesitzen unnötig machen, stellen die Branche vor Probleme und veränderte Geschäftsmodelle.

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