Aktuell :Frauenproteste

In vielen Ländern schließen sich Menschen den Protesten in Iran an. Hier macht eine Gruppe in der Stadt Washington auf das Schicksal von Mahsa Amini aufmerksam. Ihr Tod war Auslöser der Proteste. (Foto: Allison Bailey/imago/NurPhoto)

In Iran gehen nach dem Tod einer jungen Frau gerade viele Menschen gegen das Regime auf die Straße. Aber Bilder davon soll die Welt nicht sehen.

Von Nina Himmer

Frauen, die ihre Kopftücher verbrennen. Frauen, die sich die Haare abschneiden. Frauen, die lauthals die Abschaffung der Islamischen Republik fordern. In Iran herrscht gerade Ausnahmezustand: Täglich protestieren dort Menschen, obwohl sie damit ihre Freiheit und ihr Leben riskieren. Denn auf Kritik und Widerstand reagiert das Regime mit Tränengas, Pfefferspray, Schlagstöcken, Schusswaffen - und mit gedrosseltem Internet und Unterbrechungen des Mobilfunknetzes. Die Protestierenden sollen sich nicht so einfach vernetzen können. Und es sollen weniger Bilder und Informationen nach außen dringen. Viele Menschen wurden bereits verletzt, verhaftet oder sogar getötet. Ausgelöst wurde ihr Protest vom Tod einer jungen Frau, Mahsa Amini. Sie war von der Sittenpolizei verhaftet worden, weil sie ihr Kopftuch nicht vorschriftsmäßig trug - und starb weniger später, vermutlich an den Folgen von Schlägen auf den Kopf. Seit der Islamischen Revolution von 1979 gelten in Iran strenge Kleidungsvorschriften für Frauen. Sie müssen zum Beispiel in der Öffentlichkeit alle Körperteile außer Hände, Füße und Gesicht bedecken. Das finden viele schon lange unfair, doch die religiöse Führung des Landes hält daran fest. Wie lange noch? Viele, auch Männer, haben sich dem Protest angeschlossen. Das iranische Fußballteam etwa bedeckte seine Trikots mit schwarzen Jacken und bekundete Unterstützung. Bei dem Spiel gegen Senegal ging es um Tore, aber auf den Straßen in Iran geht es gerade um alles.

© SZ vom 01.10.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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