Carole Angiers Sebald-Biografie "Nach der Stille":Ungeheures Anteilnehmen

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Abschied von der Heimat in Gestalt einer geistigen Inbesitznahme: W. G. Sebald 1998 in Paris. (Foto: Imago/Leemage)

Carole Angiers Biografie über W.G. Sebald legt offen, in welch hohem Maße dessen gefeierte Bücher auf der Aneignung fremder Leben und fremder Werke beruhen.

Von Thomas Steinfeld

Von einer Rückkehr in die Heimat handelt die letzte Erzählung des Buches "Schwindel. Gefühle", des zuerst im März 1990 erschienenen Prosawerks, mit dem der ebenso späte wie steile Aufstieg des Germanisten W. G. Sebald zu einem weltberühmten Schriftsteller begann. Dort wird von einer Reise in ein Allgäuer Dorf namens "W." berichtet, in dem der Erzähler, wie er behauptet, seit seiner "Kindheit nicht mehr gewesen" sei. In seiner Darstellung gleicht der Weg zum Dorf einem Abstieg in eine ferne, fremde Welt, und der Erzähler ähnelt Kafka: Dass "W." dennoch als "Wertach" zu lesen sei, dass der Autor tatsächlich aus diesem Dorf stammt und dass sich die meisten, wenn nicht alle Gestalten, die in diesem Buch auftreten, zumindest in der Nähe des tatsächlichen Lebens herumtreiben: Dieser Verdacht stellt sich dennoch bei der Lektüre ein, und der Leser ahnt zumindest, dass der Autor es mit der Fiktion nicht genau nahm. Die Einwohner von Wertach wussten es sofort.

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