"Und nebenbei das große Glück" im Kino:Madame Posche und ihr Porsche

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James Huth lässt Sophie Marceau zu "La Boum" tanzen und Waschbecken durch Bäder schießen. So kündigt sich zunächst ein rasanter, wilder, angenehm unromantischer Slapstick an, bei dem nichts heil bleiben darf - bis alles so schnell und überdreht wird, dass es in Wirklichkeit zum Leerlauf kommt.

Philipp Stadelmaier

Der Film startet mit Höchstgeschwindigkeit: der völlig überdrehte Jazz-Musiker und Komponist Sacha (Gad Elmaleh) hämmert in einer überhitzten Bar wie entfesselt in die Tasten, säuft, lacht und vögelt sich durch die Nacht, taucht nach einer rasanten Autofahrt durch Paris bei einem wichtigen Geschäftstermin wieder auf, der zu einem Schnittstakkato abstruser Gesten wird, bis er dort schließlich Charlotte Posche (Sophie Marceau) kennenlernt, die sich erst mal gründlich und wiederholt auf die Schnauze legt.

Charlotte (Sophie Marceau) und Sacha (Gad Elmaleh) verrennen sich in "Und nebenbei das große Glück". (Foto: dpa)

So kündigt sich ein schneller, wilder, angenehm unromantischer Slapstick an, bei dem nichts heil bleiben darf. Die beste Szene erinnert an Blake Edwards ,,The Party'', wenn bei der Reparatur eines Bades ein Waschbecken wie eine Rakete durchs Zimmer schießt und Charlotte umnietet. Das Tempo der Dialoge erreicht teilweise Screwball-Geschwindigkeit wie bei Howard Hawks, und tatsächlich soll Sophie Marceau hier an Katharine Hepburn erinnern, während Gad Elmaleh sich in Gesichtsakrobatik à la Cary Grant übt.

Während aber ein mitten in der Wohnung platziertes Bücherrad mit bedrohlichem Bewegungspotenzial bei Edwards oder Hawks auch irgendwann losgerollt wäre, bleibt es hier unbeachtet einfach an seinem Platz stehen. Und die schnelle Abfolge der Szenen und Gags wird schon bald so monoton, dass der Film jeden Rhythmus verliert, bis sich schließlich in all der Raserei gar nichts mehr bewegt.

Denn der zunächst kinderhassende Libertin Sacha mag ja auch so viel rennen wie er will: am Ende wird er merken, dass er tatsächlich nie vom Fleck gekommen ist - die Familie hat ihn längst liebend umgarnt. Sophie Marceau wartet mit vier Kindern auf ihn, die Mutter putzt ihm sein Montmartre-Loft, und die Oma (gespielt von der Großmutter des Darstellers selbst) schwelgt mit ihm zusammen in Erinnerungen an die alten Zeiten, als sie gemeinsam die alten Filme von Frank Capra gesehen haben.

Filmposter statt Deko-Kunst

Überhaupt hängen an den Wänden zig Filmposter, der Lieblingsfilm der beiden ist ,,Casablanca'', und Sophie Marceau darf sogar noch mal zu ,,La Boum'' tanzen, der sie einst bekannt gemacht hatte: Die großen, unangreifbaren Klassiker mit Wiedererkennungswert sind allein dazu da, um der Familie eine ungebrochene Tradition, einen unerschütterlichen Zusammenhalt zu verleihen. Regisseur James Huth rast von einem Zitat zum anderen und packt dabei gleich noch seinen eigenen Ahnenschrein aus.

Ansonsten gibt man sich in dieser kunstliebenden Familie in ästhetischen Fragen eher liberal: die Filmposter machen sich auch gut an der Wand, wo sonst allerlei teure Deko-Kunst hängt. Charlotte finanziert notleidende Künstler mit dem Geld ihres Exmannes, und wenn dieser sie mit der Unesco vergleicht, protestiert Madame nur wenig. Sacha macht ein flottes Wortspiel draus: Madame Posche fährt Porsche, und alles ist ,,posh''. Man ist Elite und schick, recht engagiert, recht begeistert, und auch recht indifferent: Die Originalität ist sowieso außerhalb des Denkbaren.

Solange nur die wenig inspirierten Wortspiele mit Höchstgeschwindigkeit dahinrattern wie Madame Posches Porsche. Wie die ganze Komödie dreht der sich auf vollen Touren - im Leerlauf.

Un bonheur n'arrive jamais seul, F 2012 - Regie: James Huth. Drehbuch: Sonja Shilito, Huth. Kamera: Stéphane Le Parc. Mit Sophie Marceau, Gad Elmaleh, François Berléand. Senator, 110 Min.

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