"TV Total Turmspringen":Im Schwimmbad Wasser verkaufen

Stefan Raab platscht mit Kollegen ins Wasser, und schon ist das Fernsehunterhaltung. Die feuchte, nicht fröhliche Nachtkritik.

Bernd Graff

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Man hat der Fernsehunterhaltung der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF vorgeworfen, dass es ihr reiche, ein langsam überalterndes Publikum zu bedienen. Ja, dass sie sehr bequem damit lebe, dass ihre Klientel anlässlich der Mondlandung die Senderwahl am Gerät eingestellt und seitdem die Fernbedienung verlegt habe. Mit anderen Worten: Dass sie jeden Schunkelquatsch versende, weil irgendwer über 65 sowieso immer weiter guckt. Stafan Raab dagegen - hier bei seiner Monumentaleinfahrt zum Turmspring-Event vom Samstag - wisse, wie man ein jüngeres Publikum mit guter Unterhaltung bei Laune halte ....Foto: dpa

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... dass er ein Gespür für Formate habe, dass er der oberste Spielmacher in der obersten Fernsehunterhaltungsliga sei, der mit seinen Ideen nur wie zufällig den lauen Sender Pro7 beschenke, weil es ihm eben so gefalle ...Foto: Beim Synchronsprung mit Elton, dpa

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... und so lässt man Raab dort auch gewähren: TV total, Wok-WM, Eisfußball, Schlag den Raab und immer etwas mit lauten Autos dazwischen. Raab kann machen, was er will. Und er wird immer geliebt werden dafür.Foto: dpa

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Nun darf man sich aber auch einmal fragen, ob Raabs Faible für den freien Turmfall (gestern im Münchner Olympiastadion: ausverkauft) nicht ähnlich bauchlandet wie "taff"-Moderator Daniel Aminati bei seinem 10-Meter-Sprung. Raab, hier mit Sieger Fabian Hambüchen, verausgabt sich zuweilen in Formaten, die vielleicht für unbedarfte Pauschaltourismus-Animateure interessant sein können, die an ihrem Berufsstart stehen. Doch Raabs Talent, wirklich alles ins Fernsehen bringen zu können, dürfte auch darauf beruhen, dass man ihm gestattet, seine Klientel wie Unterhaltungsshowrentner zu betrachten, die nur eben das ARDZDF-fähige Traumschiff-Musikantenstadl-Alter noch nicht erreicht haben ....Foto: dpa

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Mitunter aber bauchplatscht die Unterhaltung, taucht eben nicht saft ein, sondern spritzt überflüssig. Tatsächlich kann man mutmaßen, dass Raab auch noch auf die Idee kommen könnte, nach seinen Wasserspielen eine Föhnshow zu veranstalten, in der die schönen nassen Menschen, die sich in der Turmspringshow irgendwie zu Wasser gebracht haben, anschließend trockengeblasen werden und ihre Befindlichkeiten dazu aus dem Friseurstuhl kund tun tun. Foto: Pro7

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Denn offen gestanden: der Unterhaltungswert der Promi-Sprünge würde normalerweise nicht einmal reichen, als Privatvideo bei Youtube eingestellt zu werden. Namentlich die Playboy-Damen zeigten Mädchensprünge, die eigentlich in die Rubrik gehörten: "Frau über Bord" ...Foto: Pro7

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... Fabian Hambüchen ist natürlich kein Mädchen und wird hier ausgenommen. Tatsächlich kann man diese abgefilmten Wasserspiele darum auch als Persiflage auf den generellen Sportberichterstattungsbetrieb im TV, besonders die Fußball-Bundesligaberichterstattung, begreifen ...Foto: Pro7

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Die Turmspringshow folgt ja demselben Muster: Interview (belanglos) vor dem Sportereignis ("Wir wollen kämpfen, es ist immer Endpsiel für uns"), das Ereignis selber (, das meistens mit den Absichtserklärungen nicht zur Deckung zu bringen ist) und das abschließende Bilanz-Interview ...Foto: Pro7

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... in dem der Spieler fernsehtauglich verschwitzt und leidlich verschmutzt mit geringen Mengen Gräsern an der Stirn erklärt, dass es ein leistungsgerechtes, schiedsrichterumwölktes, ganz stark mannschaftserrungenes etc. Spiel gewesen ist. So auch bei Raab: Menschen in strandtauglichen Bademoden erklären, wie sie sich vorbereitet haben, fallen ins Wasser und erklären anschließend tropfend, dass sie ins Wasser gefallen sind - und ihre Verletzungen (wie bei Daniel Aminati) ja sowas von überhaupt nicht weh tun. Dazwischen Werbung. Wer das, etwa die albernen Hopser von Raab selber, für Fernsehunterhaltung hält, der wird nicht überrascht sein, wenn Raab sich bald auch im Musikantenstadl versendet. Raab kann es entschieden besser, und nein: er muss nicht alles machen, was ihm in den Sinn kommt. Manche seiner TV-Sprünge kann man auch im Sprung bremsen, um ihn vor schlimmerer Verletzung zu bewahren.Foto: Pro7(sueddeutsche.de/afis)

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