Trailerpremiere "Das Glück der großen Dinge":Nur maßlos überfordert

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Julianne Moore, Onata Aprile und Alexander Skarsgård in "Das Glück der großen Dinge". (Foto: mm filmpresse)

Sie sind keine richtig miesen Menschen, keine wirklich schlechten Eltern: Julianne Moore als Rocksängerin, Steve Coogan als Kunsthändler. Dennoch muss die kleine Maisie in "Das Glück der großen Dinge" erleben, wie ihre Familie sich auflöst.

Die exklusive Trailerpremiere. Von Fritz Göttler

Was Maisie wusste, wissen wir auch am Ende dieses Films nicht. Maisie, das sechsjährige Mädchen, das aus nächster Nähe miterleben muss, wie ihre gutbürgerliche Familie sich auflöst, wie ihr lichtdurchflutetes Heim in Stücke bricht, wie ihre Eltern sich nerven, beleidigen, fetzen, schließlich vor dem Scheidungsrichter landen und sich trennen. Von da an werden sie sich Maisie teilen müssen.

"What Maisie Knew", als "Was Maisie wusste", heißt der Roman von Henry James aus dem Jahr 1897, nach dem David Siegel und Scott McGehee ihren gleichnamigen Film drehten. Sie haben die Geschichte von der Jahrhundertwende ins New York heute verlegt, haben ihr den kalten Sarkasmus genommen, die unerbittliche Härte der Beschreibung. Die deutsche Fassung geht sogar noch ein wenig weiter, indem sie einen Begriff einbringt, der im Roman keine große Rolle spielt: Das Glück der großen Dinge.

Julianne Moore ist die Mutter, eine Rocksängerin, die meistens mit ihrer Band auf Tour ist, Steve Coogan ist der Vater, Kunsthändler und, weil die Geschäfte dort einfach besser gehen, oft in Europa unterwegs. Die zwei sind keine richtig miesen Menschen, keine wirklich schlechten Eltern, nur maßlos überfordert mit ihrer Rolle als Eltern und beim Versuch, diese mit eigenen Ambitionen - Liebschaften inklusive - in Einklang zu bringen. Doch, sie haben durchaus Zuneigung und Liebe zu Maisie, aber sie zeigen sie vor allem, indem sie dem Mädchen bunte Spielsachen ins Kinderzimmer stecken oder einen eigenen Fernseher.

Onata Aprile ist Maisie, sie hat für ihr Alter eine unglaubliche Gelassenheit, eine faszinierende Selbstsicherheit. Sie steckt viele Verletzungen weg, bewahrt sich eine heilsame Verwunderung in ihren Blicken, ein Lächeln, das schon durch kleinste Glücksmomente ausgelöst werden kann. Sie reagiert fast stoisch auf die Unbegreiflichkeit der Erwachsenen - und wird am Ende belohnt. Denn das Scheidungsdesaster entfaltet schließlich kreative Kraft.

"Das Glück der großen Dinge", von David Siegel und Scott McGehee, mit Julianne Moore, Alexander Skarsgård, Onata Aprile, Steve Coogan, Joanna Vanderham. USA 2012, 95 Minuten, Pandastorm Pictures.

A b 11. Juli in den deutschen Kinos.

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