Theater:Willy Millowitschs Bühne

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(Foto: Horst Galuschka/imago)

Von hier aus wurde 1953 erstmals ein Bühnenstück im Fernsehen übertragen. Jetzt schließt das Willy-Millowitsch-Theater am Rudolfplatz in Köln.

Von Martin Krumbholz

"Die Kölner müssen wieder wat zu lachen haben", soll Konrad Adenauer gesagt haben, als er den Volksschauspieler Willy Millowitsch nach dem Krieg ermutigte, sein Theater an der Aachener Straße schleunigst wieder zu eröffnen. Dabei waren es schon bald nicht allein die Kölner, die über die deftigen Schwänke des schnauzbärtigen Mimen lachten. Der legendäre "Etappenhase" war 1953 die erste Live-Übertragung eines Bühnenstücks im deutschen Fernsehen überhaupt. Willy Millowitsch traf offenbar den humoristischen Nerv der halben Nation - obwohl die Stücke naturgemäß strikt im rheinischen Dialekt gehalten waren. Was Popularität betraf, konnte nur noch das norddeutsche Pendant, das Hamburger Ohnesorg-Theater, mithalten. Die Wurzeln des populären Theaters in Köln reichen bis ins späte 18. Jahrhundert zurück - seinerzeit noch auf der "schäl Sick", wie der Kölner die rechtsrheinischen Quartiere abfällig nennt, und in Form des Spiels mit Stockpuppen. Schauspieler aus Fleisch und Blut wurden später bemüht und beseelten das Theater über viele Generationen hinweg. Seit 1936 spielte die Bühne an ihrem jetzigen Standort in der Nähe des Belgischen Viertels. 1999 ist der große Komiker Willy Millowitsch gestorben, sein Sohn Peter trat die Nachfolge an. "Ja, es tut weh", bekannte der Prinzipal jetzt, als er ankündigte, das Theater bereits Ende März endgültig zu schließen (und nicht, wie ursprünglich geplant, erst zum Ende der kommenden Saison). Die kleine Bühne erhielt nie Subventionen von der Stadt Köln; als sich im letzten Jahr auch der WDR von der Finanzierung zurückzog, wurde es eng. "Ich zahle nur noch drauf", klagte der mittlerweile 68-jährige Peter Millowitsch. Vielleicht ist die Zeit über die Art von Belustigung, wie die Millowitsch-Tradition sie einst zur Blüte brachte, nun doch so langsam hinweggegangen. Der "letzte Millowitsch-Mohikaner", wie Peter sich selbst nennt, wird aber als Schauspieler weitermachen, und der Theaterbau am Rudolfplatz mit seiner prägnanten Fassade bleibt ebenfalls erhalten. "Tratsch im Treppenhaus" heißt das angekündigte erste Stück auf dem Spielplan des nun schlicht so genannten Volkstheaters.

© SZ vom 27.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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