Theater:Verkrachte Scheinexistenzen

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Vier von 23: Die Darsteller sprechen, wie es ihnen passt. (Foto: Alexi Pelekanos)

Versuch mit 23 Akteuren: Das New Yorker Regie-Duo Abigail Browde und Michael Silverstone hat bei den Salzburger Festspielen Ödön von Horváths "Kasimir und Karoline" inszeniert.

Von Egbert Tholl

Am Ende kehrt dann doch noch der Zeppelin zurück. Nicht physisch, das wäre eine Überforderung für die Studio-Bühne des Salzburger Mozarteums, aber in Worten. Der Zeppelin ist ein recht berühmtes Ding, er fliegt gleich in der zweiten von 117 kurzen Szenen über das Münchner Oktoberfest, wo Ödön von Horváths "Kasimir und Karoline" spielt. Karoline bewundert den Zeppelin, aber Kasimir regt sich schrecklich über ihn auf, weil da oben "20 Wirtschaftskapitäne" drin sitzen und hier unten "derweil einige Millionen verhungern". Der Zeppelin ist für die einen ein Bild des Fortschritts, für die anderen symbolisiert es die Ungerechtigkeit in der Welt. Und diese Ungerechtigkeit bleibt, deshalb ist hier, in der Aufführung bei den Salzburger Festspielen, am Ende vom Zeppelin die Rede, während er in Horváths Text davonfliegt und die Menschen unten allein bleiben mit ihrer Wehmut. Aber Wehmut gibt es hier nicht.

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