Theater:Totale Kontrolle

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Leise, aber stark: Das Stück "Hearing" des iranischen Autors Amir Reza Koohestani in Frankfurt beschäftigt sich mit Verunsicherung.

Von Jürgen Berger

Jemand will eine Stimme gehört haben. In Nedas Zimmer soll ein Mann gewesen sein, was wiederum die Schließung des gesamten Wohnheims zur Folge haben könnte. Das meint zumindest die Aufseherin, die zuerst einmal eine Zimmernachbarin befragt. Aber auch die kann nicht viel sagen. Samaneh, so ihr Name, will gehört haben, wie Neda und ein Mann gelacht haben. Dann wird die Beschuldigte selbst befragt, und irgendwann stehen die beiden jungen Frauen gemeinsam im Zimmer der Inquisition, wo es in der Folge aber nur um Verdächtigungen geht. Aber was heißt da "nur"? Zum Wesen totalitärer Staaten gehört, dass die Sicherheitsorgane eine Atmosphäre der existentiellen Verunsicherung schaffen. Das ist auch in Teheran so, wo der Autor und Regisseur Amir Reza Koohestani zusammen mit der Mehr Theatre Group in dem Maße Regimekritik übt, wie das möglich ist.

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