Schon immer wussten die Figuren in Becketts "Endspiel", dass sie nur Theater spielen. Denn der Autor hatte ihnen den Titel des Stückes verraten, und so streuten sie bei ihren Auftritten und Abgängen Sätze über das Auftreten und Abgehen ein, und bei ihrem Beiseite-Sprechen huschte eine Bemerkung zum Beiseite-Sprechen über die Bühne. Dieses Ausstellen des Spiels im Spiel war aber nur einer der vielen Tricks, mit denen die Figuren das Publikum und sich selbst verwirrten. Es war das Gegenteil eines Verfremdungseffektes, es stellte nicht Distanz her, sondern steigerte die Unruhe, die von den Figuren ausging. Dass sie die Trostlosigkeit nur spielten, vertiefte deren Ernst.
Theater:Als die Clowns das Singen lernten
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Am Berliner Ensemble verwandelt der Regisseur Robert Wilson das "Endspiel" in ein Musical. Er gewinnt 10 : 1 gegen Beckett - aber nur, weil er die Spielregeln allein bestimmt hat.
Von Lothar Müller
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