Theater:Absurde Landvermessung

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Barbara Nüsse (vorne) als Landvermesserin im eisigen Wind. (Foto: Krafft Angerer)

Thomas Köck entfacht am Thalia-Theater Hamburg in seinem Stück "dritte republik" einen Zitatensturm und fragt nach dem Sinn von Grenzen. Das ist ebenso klug wie kafkaesk.

Von Till Briegleb

Das Stück beginnt wie ein Klassiker des absurden Theaters. Eine Landvermesserin wird von einem Nachkriegsstaat in einen Schneesturm entsendet, um die Landesgrenze neu zu vermessen. Leider kann sie diese im Eisgestöber aber nirgends entdecken. Stattdessen trifft sie dort einen Kutscher ohne Kutsche und einen blinden Fallschirmspringer, der im Baum hängt (und dort auch unbedingt hängen bleiben möchte). Sie sprechen über Krieg und Frieden, über Flüchtlinge mit roten Augen und ob ein Doktor zwangsläufig ein Arzt ist. Doch schon bald geht es auch um die unterbezahlten jungen Leute in den Schützengräben der Digitalwelt, die von Start-ups träumen und doch nur ausgebeutet werden. Es geht ums Klima und um Selbstoptimierung. Dazu bläst ewig der Sturm der Amnesie, der jede Sicht auf gestern und morgen verweht.

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