Österreich:Teichtmeister in Kinderpornografie-Prozess zu Bewährungsstrafe verurteilt

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Der Schauspieler Florian Teichtmeister vor Gericht. (Foto: LISA LEUTNER/REUTERS)

Der 43-jährige Schauspieler, der einst am Wiener Burgtheater engagiert war, hat mehr als 76 000 Dateien gesammelt, die sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige zeigen. Einige Dateien soll er auch bearbeitet haben.

Der österreichische Schauspieler Florian Teichtmeister ist wegen des Besitzes und der Herstellung von Kinderpornografie zu zwei Jahren bedingter Haft verurteilt worden, das entspricht in Deutschland einer Bewährungsstrafe. Außerdem erhält der Angeklagte Auflagen: Er muss sich einer Psychotherapie unterziehen sowie seine Alkohol- und Drogenabstinenz nachweisen.

Die Staatsanwaltschaft warf Teichtmeister vor, im Zeitraum von 2008 bis 2021 mehr als 76 000 Dateien aus dem Netz heruntergeladen zu haben, die sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zeigen. Einige der Dateien soll Teichtmeister auch bearbeitet haben. Daher, so heißt es in der Anklage, sei nicht nur der Tatbestand des Besitzes erfüllt, der Angeklagte habe sich auch der Herstellung kinderpornografischer Inhalte schuldig gemacht. Im Plädoyer forderte Staatsanwältin Julia Kalmar eine empfindliche Freiheitsstrafe und die Unterbringung in einer forensischen Anstalt.

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Der Prozess vor dem Landesgericht für Strafsachen Wien begann am Vormittag mit Schilderungen von äußerst brutalen, schriftlich festgehaltenen Missbrauchsfantasien. Die Staatsanwältin las über mehrere Minuten entsprechende Texte vor, die der Darsteller den Dateien beigefügt hatte. Diese seien als "pädo-sadistisch" zu bezeichnen, so die Anklägerin.

Der Angeklagte Florian Teichtmeister vor Gericht. (Foto: Barbara Gindl/dpa)

Die Ermittlungen kamen in Gang, nachdem Teichtmeisters damalige Freundin vor zwei Jahren die Polizei eingeschaltet hatte. Teichtmeisters Anwalt räumte im Prozess ein, dass sein Mandant pädophile und sadistische Züge habe. Teichtmeister sei von Pornografie- und Kokainsucht getrieben gewesen, jetzt aber in Behandlung. Außerdem müsse sein Geständnis strafmildernd berücksichtigt werden.

Der Angeklagte selbst hatte sich vor Gericht umfassend geäußert. Die Vorwürfe räumte er weitgehend ein. Die Frage des Richters, ob er pädophil sei, bejahte er. Nachdem das Urteil erging, sagte Teichtmeister sofort, dass er dieses annehmen und keine Rechtsmittel dagegen einlegen werde.

Der 43-jährige Schauspieler, der aus Fernsehen, Kino und Theater bekannt ist, hat in seiner Karriere zahlreiche Preise gewonnen, mehrere Jahre - von 2019 bis 2023 - gehörte er zum Ensemble des berühmten Wiener Burgtheaters. Eigentlich hätte der Prozess bereits im Februar stattfinden sollen, damals ließ sich Teichtmeister jedoch aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen.

Der jetzige Prozess wurde von einer kleinen Demonstration begleitet. Unter dem Motto "Hände weg von unseren Kindern" versammelten sich einige Dutzend Menschen mit einer Galgen-Attrappe in der Nähe des Gerichts.

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