Tanz:Umjubelte Premiere: «Napoli» beim Hamburg-Ballett

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Hamburg (dpa) - Im Hafen von Neapel herrscht lebhaftes Treiben: Händler bieten Fisch, Obst und Gemüse vor pastellfarbenen Häusern feil, Frauen in leuchtenden Röcken prüfen die ausgestellten Waren, Fischer sitzen in der Sonne und flicken ihre Netze.

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Hamburg (dpa) - Im Hafen von Neapel herrscht lebhaftes Treiben: Händler bieten Fisch, Obst und Gemüse vor pastellfarbenen Häusern feil, Frauen in leuchtenden Röcken prüfen die ausgestellten Waren, Fischer sitzen in der Sonne und flicken ihre Netze.

Mitten im Trubel buhlen die beiden reichen Händler Peppo und Giacomo um die junge Teresina. Doch die hat nur Augen für den armen Fischer Gennaro: Als dieser von einer Fahrt aufs Meer zurückkehrt, fällt sie ihm überschwänglich um den Hals. Gemeinsam schaffen es die beiden, Teresinas Mutter von der Beziehung zu überzeugen und schließlich bekommen sie sogar den Segen des Mönchs Fra Ambrosio.

Das romantische Ballett „Napoli“ von August Bournonville hat am Sonntagabend eine umjubelte Premiere beim Hamburg Ballett gefeiert. Ballettmeister Lloyd Riggins, möglicher Nachfolger von Ballettintendant John Neumeier, inszenierte das 1842 in Kopenhagen uraufgeführte Werk und choreografierte den verschollenen zweiten Akt neu. In den Hauptrollen der jungen Teresina, die sich unsterblich in den armen Fischer Gennaro verliebt, glänzten Silvia Azzoni und Alexandre Riabko. Die Inspiration zu „Napoli“ schöpfte der dänische Choreograf Bournonville aus den Eindrücken, die er während eines Aufenthaltes in der italienischen Hafenstadt Neapel sammelte.

„Es geht um den Wert der Standhaftigkeit, also die menschliche Fähigkeit, an seinen Überzeugungen festzuhalten, Versuchungen zu widerstehen und sie mit einem festen Glauben und viel Menschlichkeit zu überwinden“, sagt Lloyd Riggins, der vor seiner Zeit in Hamburg selbst lange beim Königlich Dänischen Ballett engagiert war. Seit 1995 ist der gebürtige Amerikaner Erster Solist beim Hamburg Ballett, hier brillierte er in zahlreichen Hauptrollen wie „Nijinsky“ oder „Matthäus-Passion“. Für die Darstellung des Gustav Aschenbach in „Tod in Venedig“ erhielt er den Prix Benois de la Danse (Ballett-Oscar). Seit 2009 ist der 45-Jährige auch Ballettmeister, vor einem Jahr verkündete Ballettintendant John Neumeier, dass Riggins von 2015 an sein Stellvertreter und damit potenzieller Nachfolger wird.

Die Beziehung zwischen Teresina und Gennaro wird auf die Probe gestellt, als das Schiff der beiden während eines Sturms kentert. Gennaro kann sich an Land retten, Teresina erwacht in der Grotte des Meeresdämons Golfo (Otto Bubeníček). Lloyd Riggins schafft es auf wunderbare Art und Weise, sich von Bournonville inspirieren zu lassen und eine Verbindung zwischen den beiden traditionellen Akten mit viel Folklore herzustellen und trotzdem etwas eigenes zu schaffen: Wie märchenhafte Fabelwesen tanzen die Najaden, die Seelen der auf See verschollenen Mädchen, durch das unterirdische Reich (Bühnenbild und Kostüme: Rikke Juellund) des Meeresdämons. Dieser ist auch kein Ungeheuer, sondern zeigt menschliche Gefühle für Teresina, die ihn versteht und sich zu ihm hingezogen fühlt.

Trotzdem ist ihre Liebe zu Gennaro größer als die sinnliche Anziehung des Meeresdämons und auch Gennaro, zunächst verzweifelt, gibt die Hoffnung nicht auf und macht sich auf die Suche nach Teresina. Durch die Kraft ihrer Liebe und ihres Glaubens, symbolisiert durch die Kette des Mönchs, erkennen sie sich wieder und finden erneut zueinander. Das rauschende Freudenfest zur Rückkehr der beiden Verschollenen lebt dann wieder ganz von der technisch brillanten Darbietung der einzelnen Tänzer.

Auch John Neumeier (72) zeigte sich am Ende zufrieden: „Ich bin sehr stolz und sehr glücklich über das Resultat“, sagte der dienstälteste Ballettchef der Welt.

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