Was ist das denn schon wieder? Große Kunst? Tja. Die deutsche Rapperin Ronja Zschoche alias Haiyti hat ihr neues Video "Coco Chanel" in genau der Villa auf Ibiza gedreht, in der das Video entstand, das den österreichischen Vizekanzler und rechtspopulistischen Politiker Heinz-Christian Strache sein Amt kostete. Gegenüber einer vermeintlichen russischen Oligarchin war er allzu bereit zur Korruption.
In ihrem Video haben der Hamburger Künstler Paul Spengemann und der Filmemacher Steffen Goldkamp die ikonische Szene - nur echt mit Glastisch, Wodkaflaschen und Red-Bull-Dosen im Plastik-Sektkübel - jetzt souverän stillos nachgestellt. Die Villa zu buchen, so die Macher, ging via booking.com ganz fix und der Original-Sektkübel war auch noch im Schrank.
"Roll' auf 'ner Tonne Ski"
Nun fläzt auf der grauen Couch Haiyti, Königin des deutschen Trap-Rap, und labert formvollendet ein paar Zeilen für die Ewigkeit, lose angelehnt an die legendäre Atmosphäre: "Huh! Sie nenn'n mich Coco Chanel / Zähle die Patte im Stundenhotel / Meine Perlen leuchten hell / Haare Arielle". Oder, noch besser: "Noch ein'n, noch ein'n, noch ein'n Deal / Roll' auf 'ner Tonne Ski / Und wenn sie wollen, dann wollen sie".
Kluger kleiner Ruck ins Kenntliche und ganz klar große Kunst, Trap-Rap ist ja zu gleichen Teilen ultramaterialistisch und von stolzer Stillosigkeit. Der Größenwahn, der einen beim ausgedehnten Betäubungsmittelkonsum befällt, ist hier der Normalzustand. Seltsamer wäre es eher, wenn man unter diesen Bedingungen beim Warmsaufen nicht das Tafelsilber der Demokratie verhökerte.