Der Geist ist, seinem scheinbar kontinuierlichen Auftreten in den Geisteswissenschaften zum Trotz, ein flüchtiges Gebilde. Kaum findet er sich ein, ist er oft schon wieder fort, und dumm schaut aus der Wäsche, wer sich gerade noch in seinem Besitz wähnte. Hat man fest mit seiner Ankunft gerechnet, kommt er nicht, und wer auf das Eintreffen des Geistes hofft, weil er ihn dringend braucht, kann zuweilen lange warten: "Manchmal kratzt sich die am Arbeitstisch sitzende Person am Kopf, legt das Kinn in die Hand, rückt den Stuhl, greift nach einem Buch oder einer Kopie", berichten Steffen Martus und Carlos Spoerhase, beide Professoren für Neuere deutsche Literatur und mithin Fachkräfte für den Umgang mit dem Geist. "Wenn es schlecht läuft", heißt es über die Person, die vergeblich der Inspiration harrt, "steht sie kurz auf, geht aus dem Zimmer, kehrt mit eine Tasse Kaffee zurück."
Steffen Martus, Carlos Spoerhase: "Geistesarbeit":Der Geist aus der Flasche
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Unebenes Gefüge von Praktiken: Studentin in der Bibliothek des Historicums der Ludwig-Maximilian-Universität in München.
(Foto: Robert Haas/lok)Delegieren, zuarbeiten, Steckdosen reparieren: Steffen Martus und Carlos Spoerhase gehen auf 600 Seiten der Frage nach, was Geisteswissenschaftler eigentlich genau machen.
Von Thomas Steinfeld
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