Staatsballett Berlin:Aber hallo

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Weronika Frodyma tanzt "Bovary" - und drückt in ihrer Interpretation der Emma deren Sehnsucht nach dem Ende allen Gefühls aus, nach Auslöschung, Tod und Exitus. (Foto: Serghei Gherciu)

Christian Spuck zeigt mit "Bovary" seine erste Produktion in Berlin. Ein Triumph für die Kompanie, unter deren Mitgliedern der neue Chef des Staatsballetts eine sensationelle Entdeckung gemacht hat.

Von Dorion Weickmann

Der Mann kann einfach nicht aus seiner Haut. Stieren Blicks harrt er am Rand der Tanzfläche aus, dem munteren Balltreiben kehrt er den Rücken zu. Der Stuhl an seiner Seite bleibt leer, die Gattin hat Besseres zu tun. Ab und an rauscht sie vorbei, wechselt ein paar Worte mit ihm, nur um sich sogleich am Arm eines jungen Galans wieder ins Walzergeschehen zu stürzen - bloß keinen Takt auslassen, keine Lustbarkeit versäumen! Die kanariengelbe Robe bauscht sich wie ein Segel, pfeilgerade steuert Emma Bovary auf ihren ersten Ehebruch zu. Ein Abenteuer, von dem der brave Gemahl nichts wissen will. Ob Sex, ob Liebe, ob Kaufrausch - Emmas Begierden bleiben ihm vollkommen fremd. Und so wohnt der Landarzt Charles Bovary dem Absturz seiner Ehefrau bei, der sich bei Gustave Flaubert in Zeitlupe vollzieht. Über Jahre hinweg. Ein Niedergang, den Christian Spucks "Bovary" mit dem Staatsballett Berlin nun als straffes Erzählgeflecht verhandelt. Zwei Stunden, dann senkt sich der Vorhang in der Deutschen Oper.

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