Speyer (dpa/lrs) - Schauspieler Ben Becker (54) sieht in allen Menschen ein Stück des Jesus-Verräters Judas. „In jedem von uns steckt der Verräter. Judas - das sind wir alle“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Wir wollen einerseits das Klima retten, andererseits freuen wir uns, wenn es der Wirtschaft gut geht. Da ist jeder irgendwie ein Verräter“, sagte Becker vor der 100. Aufführung seines Ein-Personen-Stücks „Ich, Judas“ an diesem Freitag in Speyer.
„Das Stück setzt sich damit auseinander, dass jeder ein Verräter ist. Und da identifizieren sich die Leute mit dieser Figur und sind ein bisschen ertappt und ein wenig traurig.“ Er selbst würde sich als gläubigen Menschen bezeichnen, sagte Becker. „Meine Art, an Gott zu glauben, trage ich nicht in die Öffentlichkeit. Aber ich fühle mich dem Herrn, der da am Kreuz hängt und gelitten hat, sehr verbunden.“ Ob die Geschichten in der Bibel alle stimmen, interessiere ihn nicht in erster Linie. „Ick weeß et nich. Es geht um die Botschaft.“
„Ich, Judas“ stammt von dem Schriftsteller Walter Jens (1923-2013). „Das ist ein tiefgründiger, schwerer Text, der so schnell nicht ausgeschöpft ist“, sagte Becker. „Ich entdecke da immer wieder neue Fragen oder neue Antworten.“ Das würden auch die Zuhörer spüren, von denen viele nach der Vorstellung noch lange sitzen blieben. „Ich beobachte, dass sie nachdenken und das Stück auf sich wirken lassen“, meinte Becker. „Die meisten nehmen da wirklich etwas mit.“