Schriftstellerin:Endlich Ruhe zum Schreiben: Neue Burgschreiberin in Beeskow

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Franziska Hauser steht auf der Burg Beeskow. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Texte verfassen in historischem Ambiente, über Land und Leute schreiben: Als Burgschreiber oder Schreiberin in Beeskow ist das möglich. Die 30. Schreiberin ist Berlinerin und keine Unbekannte.

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Beeskow (dpa/bb) - Franziska Hauser hat sich den großen Wunsch nach Ruhe zum Schreiben erfüllt. Die Schriftstellerin und Fotografin ist neue Burgschreiberin in Beeskow (Oder-Spree). Nach der Fertigstellung ihres letzten Romans „Keine von Ihnen“ (Eichborn-Verlag) im vergangenen Jahr habe sie ein neues Feld gebraucht, um zum Schreiben abtauchen zu können, erzählt Hauser der Deutschen Presse-Agentur. Die Burg Beeskow bietet ihr nun diese Gelegenheit - die 47-Jährige kann sich für die nächsten fünf Monate als Burgfräulein und Wächterin des Gemäuers fühlen. Bei ihrem Amtsantritt am Freitagabend stellt die Berlinerin Auszüge aus ihrem zuletzt erschienenen Buch vor.

Erzählt wird darin von einer Grafikerin, die sich in der Großstadt mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt. Als in einem mondänen Urlaubsort ein Stipendium ausgeschrieben wird, gerät sie durch eine übermütige Lüge unter die fünf ausgewählten Künstler und zieht mit ihnen in die marode Villa Strand. „Der Roman persifliert auch ein bisschen diese Kunstwelt, die sich manchmal nur selber feiert“, sagt Hauser. Es gehe aber auch um die Frage, wozu die Gesellschaft Kunst eigentlich brauche. Thematisch passe das sehr gut zu ihrem Antritt.

Das Amt der Burgschreiberin oder des Burgschreibers ist in Brandenburg einmalig. Es wird alljährlich neu vergeben und ist verbunden mit der Verpflichtung, neben Antritts- und Abschlusslesung Eindrücke in Kolumnen zu veröffentlichen. Zur Unterstützung für die Umsetzung eigener literarischer Vorhaben gibt es ein monatliches Stipendium in Höhe von 1000 Euro. Das Amt gibt es seit 1993. Hauser ist die 30. Burgschreiberin, im vergangenen Jahr hatte die Wienerin Maë Schwinghammer das Amt inne.

„Ich habe mich immer danach gesehnt, weil ich immer nur so zwischendurch schreibe“, erzählt Hauser, die als freie Autorin ihr Geld verdient. Autoren stellten sich Menschen häufig in einem abgeschiedenen Zimmerchen vor, wo sie alleine vor sich hinschrieben. „Die Realität sieht anders aus, die meisten schreiben am Küchentisch, während die Kinder auf einem rumklettern“, erinnert sich Hauser, die selbst zwei Kinder hat. Diese seien nun erwachsen und sie könne noch einmal anders über Möglichkeiten fürs Schreiben nachdenken.

Erste Rundgänge auf der Burg hat die Künstlerin bereits gemacht. Am liebsten würde sie gleich auch alles in Bildern festhalten, wie sie erzählt. Hauser studierte unter anderem an der berühmten Ostkreuzschule Fotografie bei Arno Fischer. Besonders beeindruckt ist sie von der Sammlung an verschiedenen Musikinstrumenten. „Irre, beeindruckend“, sagt die Schriftstellerin, die auch schon die Stadt Beeskow erkundet hat. „Ich quatsch immer so viele Leute wie möglich an, auch um Wege zu finden.“ Am liebsten sei sie nachts zu Spaziergängen unterwegs, wegen der Stille und der frischen Luft.

Drei Stunden am Tag will sie an ihrem neuen Roman arbeiten, in dem es um ein Kommunenkind aus der Großstadt geht, dass in die Lebenswirklichkeit fällt. Dann bleibt Zeit für andere Texte, Entdeckungen, Gespräche. Hat die Schreiberin schon eine Lieblingsecke im alten Gemäuer, in der sie an den Texten arbeiten möchte? Das gehe schon allein wegen der kalten Räume nicht, sagt Hauser. Sie lasse sich von Erlebnissen inspirieren. Wo sie schreibe, sei ihr egal, sie sei dann sowieso in ihrer eigenen Welt. „An Orten will ich leben, fürs Schreiben kann ich auch im Keller sitzen“, fasst sie zusammen.

© dpa-infocom, dpa:230113-99-203543/2

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