Literatur:Schriftsteller Milan Kundera gestorben

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Wie Salman Rushdie verstand er das Schreiben als Akt der Freiheit: der Schriftsteller Milan Kundera (1929-2023). (Foto: STR/AFP)

Sein bekanntestes Werk ist der Roman "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Jetzt ist der tschechisch-französische Schriftsteller im Alter von 94 Jahren gestorben.

Der tschechisch-französische Schriftsteller Milan Kundera ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 94 Jahren, wie eine Sprecherin der Mährischen Landesbibliothek in Brno (Brünn) unter Berufung auf seine Ehefrau bestätigte.

Sein bekanntestes Werk ist der Roman "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Mit ihm wurde Kundera weltweit bekannt. Er schrieb zahlreiche weitere Romane, außerdem Lyrik, Essays und Theaterstücke. Lange galt er als Kandidat für den Literaturnobelpreis.

Kundera wurde 1929 im mährischen Brünn geboren. Sein Vater war ein bekannter Pianist und Musikhochschul-Rektor und unterrichtete seinen Sohn am Klavier. Schon als Gymnasiast begann Milan Kundera, Gedichte zu schreiben. Später nahm er an der Prager Karls-Universität ein Studium der Musik und Literatur auf, wechselte jedoch das Fach und studierte Regie und Drehbuch an der Akademie für Musik und Dramatik.

Als junger Mann trat Kundera wie viele andere Intellektuelle in der damaligen Tschechoslowakei in die Kommunistische Partei ein, er wurde jedoch zeitweise ausgeschlossen, weil er sich kritisch mit der offiziellen ideologischen Linie auseinandergesetzt und sich öffentlich als Vertreter eines Reformkommunismus engagiert hatte.

Als 1968 der Prager Frühling gewaltsam endete und sowjetische und andere Truppen des Warschauer Vertrages in die Tschechoslowakei einmarschierten, wurde Kundera aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen, verlor seine Stelle an der Filmhochschule und wurde mit einem Publikationsverbot belegt.

Ende der siebziger Jahre ging Kundera nach Frankreich und unterrichtete an Universitäten in Rennes und Paris Literaturwissenschaft. In der französischen Hauptstadt entstand 1984 auch der Roman "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins", in dem eine Dreiecks-Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Prager Frühlings erzählt wird. Das Buch erreichte eine Bestseller-Auflage und wurde von Philip Kaufman 1987 mit Juliette Binoche, Lena Olin und Daniel Day-Lewis in den Hauptrollen verfilmt. Die Kritik rühmte die Erzähltechnik des Romans, in dem politische, philosophische und erotische Motive mit Witz und Eleganz miteinander versponnen sind. Nachdem bereits 1985 in Kanada eine tschechischsprachige Ausgabe erschien, scheiterte dies bis zum Jahr 2006 in seinem Heimatland Tschechien an der fehlenden Erlaubnis Kunderas.

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