Schlecker-Pleite als Kunstobjekt:Vom Konkurs in die Galerie

Staubflusen, Schmutzreste und weiße Regale: Den Niedergang der Drogeriekette Schlecker thematisiert eine Foto-Ausstellung in Berlin. Auf den Besucher wirken die leeren Läden wie leere Höhlen. Einige sollen bald wiedereröffnen - als Galerien.

Catrin Lorch

Schlecker zum Zweiten. Der größte Konkurs der deutschen Nachkriegszeit bildet sich auch in der Kunst ab - wobei es schwierig sein könnte, auf Zeitungspapier die Unterschiede zu erkennen zwischen den Fotografien, die der Künstler Thomas Demand von seinen Papp-Nachbildungen leer geräumter Drogerieregale gemacht hat, und dem Ready-Made, das derzeit in der Galerie Ascan Crone in Berlin gezeigt wird.

Nicht malerisch, nicht minimal: Schlecker. (Foto: Galerie Crone/Fort)

Denn die Ausstellung "Leck" der Künstlergruppe FORT besteht allein aus der originalen Einrichtung einer Filiale; mitsamt Einkaufswagen, Zigarettenkäfig und sanft ratternder Registrierkasse, deren letzter Bon auf den 29. August datiert.

Es ist erstaunlich, wie konkret die zeitgenössische Kunst auf diesen Konkurs antwortet. Das Blau der Kunststoff-Leisten, das abgeschabte Weiß der Regale, gerahmt von der Helligkeit der nackten Neonröhren sind nicht malerisch oder minimal, sondern vor allem Schlecker.

In der von Staubflusen und Schmutzresten gezeichneten Leere, oder genauer: Ausgeräumtheit der Skulptur kommt die Sukzession des Abverkaufs und der Berichterstattung zum Stillstand. Misswirtschaft, das Schicksal der Schleckerfrauen, vergebliche Rettungsversuche - Vergangenheit. Die Einrichtung ist in der Kunst, weil sie nicht mehr im Laden ist.

Vom ersten Stock der Galerie aus hat man das Gefühl, dass sich die vielen tausend leeren Ladengeschäfte überall wie leere Höhlen öffnen. Während der Laufzeit der Ausstellung bis zum 20. Oktober werden die ersten wahrscheinlich schon wieder vermietet werden - einige, so war zu hören, als Galerien.

© SZ vom 19.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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