"Robin Hood" im Kino:Ein Hooligan für Nottingham

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Robin of Loxley (Taron Egerton), besser bekannt als Robin Hood, hat sein Schloss und seine Maid Marian verloren. (Foto: Studiocanal)
  • Die Neuverfilmung von "Robin Hood" durch Regisseur Otto Bathurst nimmt ihren Stoff sehr ernst.
  • Leider verwandelt sich der Film mit Taron Egerton in der Hauptrolle irgendwann in eine krachende Actionmaschine.

Von Fritz Göttler

Es ist nur ein Arbeitssieg, den der junge Robin von Locksley, gemeinhin bekannt als Robin Hood, in dieser neuen Filmversion mit seinen Kumpels erringen kann. Der Kampf war grausam und schmutzig, gegen den machtbesessenen Sheriff von Nottingham und gegen korrupte Kardinäle. Aber der Kampf ist nicht vorbei am Ende des Films, Politik überlebt immer und es finden sich immer Männer, die man dem Volk präsentieren kann als die neuen, ernsthaften Politiker.

Robin von Locksley ist ein absoluter Single, ohne Familie oder Bedienstete lebt er auf seiner Burg. Dann wird er eingezogen, zum Kreuzzug nach Syrien, einen schmutzigen Krieg, der so brutal ist wie der Afghanistan- oder der Irakkrieg, in die man die amerikanischen G.I.s schickte, voller Sniper und Pfeilsalven, die zischend die jungen Soldaten ummähen wie MG-Garben. Das ist faszinierend an diesem Film, wie er Pfeil und Bogen nicht als überlegenes, auf Distanz effektives Gerät einsetzt, sondern als Nahkampfwaffe, die man beim raschen Sturm einer feindlichen Stellung benutzt.

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Als Robin aus dem Krieg heimkehrt, ist er fälschlicherweise für tot erklärt worden, daher hat der Sheriff sein Erbschloss konfisziert. Und sein Mädel, Maid Marian hat sich einem andern zugewandt. Aber mit ihrer Liebe kann es auch nicht wirklich weit her sein, wichtiger ist ihr allemal die Revolution. Eve Hewson spielt sie wie eine mittelalterliche Sahra Wagenknecht, durchaus manipulativ. Wenn nicht du, wer dann, erklärt sie Robin ihre Agenda, wenn nicht jetzt, wann dann? Noch von einem zweiten wird Robin fremdbestimmt, dem Sarazenenkrieger Jamie Foxx, der als blinder Passagier aus Syrien mit rüberkommt nach England. Sein Motiv ist Rache, für den getöteten Sohn.

Manchmal könnte man meinen, alle größeren amerikanischen Stars hätten sich irgendwann mal als Robin Hood beworben und versucht: Douglas Fairbanks, Errol Flynn, Lex Barker, Richard Todd, Cary Elwes (für Mel Brooks), Sean Connery, Kevin Costner, Russell Crowe, Leonardo DiCaprio, dazu der Disney-Fuchs ... Nun gut, DiCaprio gehört nicht in diese Reihe, aber er hat die neueste Version produziert, und Taron Egerton, der nun Robin spielt, wirkt ein wenig wie der junge Leo, mit Babyface und Schmollmund. Eine Inkarnation, eine Travestie. Er ist mit großem Ernst und Körpereinsatz bei der Sache, wurde in der Kunst des Bogenschießens trainiert vom Meister Lars Andersen.

Robin biedert sich beim Sheriff an, das ist Ben Mendelsohn, der die Kunst der politischen Sophisterei so eiskalt praktiziert, dass er sich immer wieder darin verzettelt. Sein Nottingham hat eine mediterrane Anmutung - gedreht wurde in Dubrovnik -, aber wird deformiert durch die moderne Funktionalität der Ausstattung - orientiert an Frank Lloyd Wright oder Carlo Bugatti - und durch skrupellose Ausbeutung und schmutzige Bergwerksarbeit verlottert. Kein Ort für Mantel & Degen, für Hollywood-Swashbuckling.

Robin "the Hood", der unbekannte Räuber, den keiner kennt, sieht in seinem dunklen Daunenwams mit Hoodie und Maske wie ein Hooligan aus oder wie einer der vermummten Randalierer beim G-20-Gipfel. Es ist spannend, wie Regisseur Otto Bathurst erst seine Geschichte wirklich ernst nimmt, und es ist traurig, dass er sie dann in eine krachende Actionmaschine verwandelt.

Robin Hood , USA 2018 - Regie: Otto Bathurst. Buch: Ben Chandler, David James Kelly. Kamera: George Steel. Musik: Joseph Trapanese. Schnitt: Joe Hutshing, Chris Barwell. Mit: Taron Egerton, Jamie Foxx, Jamie Darnon, Eve Hewson, Ben Mendelsohn, Tim Minchin, Paul Anderson, F. Murray Abraham. Studiocanal, 116 Minuten.

© SZ vom 11.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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