Für eine plumpe Nachahmung hielten Kunsthistoriker "Die Kreuzaufrichtung", eine Ölskizze, die der niederländische Kunsthistoriker Abraham Bredius vor 101 Jahren für seine Sammlung erwarb. Er kaufte sie in der Überzeugung, es handele sich um einen echten Rembrandt. Doch Expertinnen und Experten widersprachen ihm. Zu Unrecht, stellt sich nun heraus. Die Zeichnung ist echt. Das haben neueste Nachforschungen ergeben.
Angestoßen durch eine Buchrecherche des niederländischen Kunsthistorikers Jeroen Giltaij, ließ das Museum Bredius in Den Haag "Die Kreuzaufrichtung" erneut untersuchen. Dort hing die Ölskizze ein Jahrhundert lang in der Ecke. Rembrandt-Experten des Amsterdamer Rijksmuseums unterstützten die Begutachtung. Von den Materialien schlossen die Fachleute darauf, dass die Zeichnung ein Original sein muss, teilte das Museum Bredius mit. Weitere Analysen stünden bevor.
Dass es zu dieser Fehleinschätzung überhaupt kommen konnte, begründet der Kunsthistoriker Giltaij mit dem Duktus der Öl-Zeichnung. Die Pinselstriche seien nicht sonderlich detailreich. "Rembrandt ist normalerweise sehr präzise und raffiniert", wird Giltaij im Guardian zitiert. Es handele sich bei dem Werk um eine Vorbereitungsskizze für ein Gemälde. Daher der untypisch grobe Stil.
Die Entdeckung der Rembrandt-Skizze sei eine angenehme Überraschung gewesen, sagte Boris de Munnick vom Museum Bredius der Nachrichtenagentur Reuters. Die Sammlung des Museums gewinnt durch das neue Kunstwerk erheblich an Wert - es ist nun bereits der zweite Rembrandt, den das Ausstellungshaus besitzt.