Reinhart Kosellecks letzter Band mit Abhandlungen, jetzt 17 Jahre nach seinem Tod zum 100. Geburtstag erschienen, zeigt einen unerwarteten Aufbau. Man kann ihn in zwei Richtungen lesen. Liest man ihn vom Anfang bis zum Schluss, von den Studien zum "politischen Totenkult", wie er sich vor allem in Kriegerdenkmälern ausprägte, bis zu Kosellecks eigenen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg und die Gefangenschaft in der Sowjetunion, dann zeigt er einen Weg vom Allgemeinen zum Besonderen, von fixiertem Pathos zu persönlicher Schmerzerfahrung. Ein Abstieg ins Enge, Schwarze und Tiefe, fast wie in Dantes Hölle, dahin, wo Erinnerungen als "geronnene Lava", so Kosellecks Bild, in den Leib geschrieben sind und unverrückbar, als "gegenwärtige Vergangenheit" feststehen und unauslöschbar bleiben.
Reinhart Koselleck: "Geronnene Lava":Danach blickt man mit anderen Augen auf die Welt
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Der Historiker Reinhart Koselleck hat brillante Abhandlungen über Totenkult und Erinnerung geschrieben.
Von Gustav Seibt
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