Nachruf:Eingemischt

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Rainer Basedow. (Foto: Jens Wolf/dpa)

Er war langjähriges Mitglied der Lach- und Schießgesellschaft, Seriendarsteller und die Stimme von Pumbaa in "König der Löwen". Zum Tod von Schauspieler und Kabarettist Rainer Basedow.

Von Aurelie von Blazekovic

Zum Glanz des Münchens der Siebzigerjahre, des alten Schwabings, gehörten solche wie er. Rainer Basedow kam ursprünglich nur für die Schauspielschule und blieb der Stadt lange treu, vor allem der Lach- und Schießgesellschaft. 19 Jahre lang, von 1976 bis 1995 gehörte er zum Kabarettensemble, so lange, bis er Dienstältester wurde, sich selbst irgendwann als "Mutti der Truppe" (SZ im April 1993) verstand. Er sprang in den Neunzigern dort gerne als Rocker über die Bühne, wissend, dass das Publikum das mochte: die Gefahr, dass es lächerlich wird.

Seine Partner waren vor allem Jochen Busse, Henning Venske und Renate Küster, die Mentoren Dieter Hildebrandt und Sammy Drechsel. Basedow hatte mehr als 4000 Auftritte bei der Lach- und Schießgesellschaft und spielte schon, bevor er zur Truppe gehörte, Fußball beim legendären "FC Schmiere", deren Prominentenmannschaft.

In der Kabine des FC Schmiere, 1985: in der Mitte Sammy Drechsel, rechts von ihm Rainer Basedow. (Foto: imago stock&people)

Währenddessen und danach hatte Basedow eine lange Karriere als Seriendarsteller im Fernsehen. In der ZDF-Reihe "Küstenwache" spielte er von 1997 an acht Staffeln lang den ehemaligen Smutje und Kneipenbesitzer Kalle Schneidewind. In "Der Alte", "Derrick", "Tatort" und "Der Bulle von Tölz" trat er auf. Als Synchronsprecher wurde er zur Stimme vom Warzenschwein Pumbaa in "Der König der Löwen" oder von John Belushi in "Blues Brothers". Im Kinderfilm "Der Räuber Hotzenplotz" von 1974 war er der Wachtmeister Dimpfelmoser.

Geboren wurde Rainer Basedow 1938 in Mühlhausen in Thüringen. Als junger Mann flüchtete er aus der DDR, seine Familie galt der SED als politisch verdächtig. In Braunschweig begann er ein Lehramtsstudium in Deutsch und Sport, bevor es ihn an die Schauspielschule zog, nach München. Seine erste Hauptrolle hatte er am Theater am Siegestor - mit Wilfried Klaus in "Warten auf Godot". Ab 1962 spielte er am Volkstheater, stand auf der Bühne der Kleinen Komödie, des Ateliertheaters Bern, der Kammerspiele in Düsseldorf, der Berliner Schaubühne.

Henning Venske, Jochen Busse und Rainer Basedow im Programm "Fracksausen" der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. (Foto: imago/United Archives)

Die Gefahr der Lächerlichkeit scheute er nie. In einer Produktion einer Münchner Kammeroper wurde er zum "pomadigen, dicken Soldat in Unterhosen" (SZ im Oktober 1968). 1967 sorgte ein Szenenfoto des späteren Klassikers "Zur Sache, Schätzchen" für Aufregung in der Presse, Basedow stand dort als Polizist neben einer leicht bekleideten Uschi Glas. Mit seiner Frau Mathilde war er seit 1971 verheiratet, bekam mit ihr vier Kinder und lebte in späteren Jahren unter anderem im Münchner Vorort Ottobrunn, wo er sich auch in die Lokalpolitik einmischte.

Am kommenden Freitag wäre Rainer Basedow 84 Jahre alt geworden. Seine Agentur teilte mit, dass er am Sonntag in Salzburg im Kreise seiner Familie nach kurzer, schwerer Krankheit starb.

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