"Der Prozess" am Schauspiel Köln:Keiner zwingt dich

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"Der Prozess" handelt von der Bereitschaft des Menschen, sich Autoritäten zu fügen. Die Bühne der Kölner Inszenierung hat Michela Flück gestaltet. (Foto: Krafft Angerer)

Pınar Karabulut bringt Kafkas "Prozess" in Köln als funkelndes mechanisches Spielwerk auf die Bühne. Aber mit der Texttreue treibt sie es zu weit.

Von Martin Krumbholz

Eine besondere dramaturgische Volte hat Pınar Karabulut sich für den Schluss aufgehoben. Man fürchtet schon, sie hätte das Domkapitel und damit die berühmte Türhüter-Parabel aus Zeitgründen ausgelassen; denn Josef K., der Held des Kafka-Romans, ist bereits tot, von zwei Henkern in einem Steinbruch erstochen. Blick auf die Uhr: Das angekündigte Zeitmaß ist beinahe erschöpft. Dann aber, die fluiden Besetzungen machen es möglich, erscheint ein anderer Josef K. (Nicola Gründel), und in einem Epilog erzählt Lola Klamroth als Gefängniskaplan doch noch von dem Mann, der ins "Gesetz" möchte, von einem sarkastischen Türhüter jahrelang daran gehindert wird, obwohl die betreffende Tür, wie es heißt, ausschließlich für ihn bestimmt war.

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